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Überstundenabbau

Männer tun im Haushalt noch weniger als vor drei Jahren. Das sollten wir Frauen auch.

OMG, wie konnte es nur so weit kommen? Männer machen heute noch weniger im Haushalt als vor ein paar Jahren! Ui nai! Das Staunen über die neue Hausarbeitsstudie des Bundesamtes für Statistik ist gross, die Empörung vielleicht noch grösser. Jetzt geben wir uns doch alle Mühe, die Geschlechterrollen aufzubrechen und dann so was! Männer arbeiteten 2010 zehn Prozent weniger im Haushalt als noch drei Jahre zuvor. Das macht 16 Stunden wöchentlich!

Tja, nicht jede hat einen Bänz Friedli zu hause. Doch immer, wenn ich solche Statistiken lese, wundere ich mich, wie viel generell offenbar im Haushalt gearbeitet wird. Mir war nicht einmal bewusst, dass ich überhaupt auf 16 Stunden fegen, kochen und Fudi putzen aufwende. Doch gemäss dieser Studie verbringen wir Frauen mit Kindern von 0 bis 6 Jahren durchschnittlich 56 Stunden mit Hausarbeit in der Woche!!! So viel habe ich nicht einmal zu meinen anstrengendsten Zeiten in einem internationalen Informatik-Konzern gearbeitet! Natürlich ist das ein Durchschnitt, aber auch wenn ich, sagen wir mal, nur die Hälfte davon in die Hausarbeit stecke, sind das ja immer noch 28 Stunden pro Woche. Für eine normale Arbeitswoche dürfte ich entsprechend eigentlich nur noch 12 Stunden erwerbstätig sein. Bin ich aber nicht. Sondern eben ca. 20 Stunden. Das geht irgendwie nicht auf, richtig?

Schuld daran ist – wie alles zur Zeit – die Wirtschaftskrise. „Die Anforderungen an die Männer sind gestiegen.“ so Karin Schwitter vom basler Zentrum Gender Studies in der letzten Sonntagszeitung. „Sie müssen mehr arbeiten und mehr leisten.“ Interessant. Und wir Frauen arbeiten ausschliesslich in Unternehmen, die von der Krise nicht betroffen sind, nicht wahr?

Ist es nicht faszinierend, wie unterschiedlich nach wie vor die Arbeitsaufteilung in den Köpfen ist? Natürlich sind 88% der Väter vollzeiterwerbstätig und somit für den Familienunterhalt zuständig, wogegen lediglich 16 von hundert Mütter ihre Familie ernähren. Doch auch Teilzeitarbeit ist gefährdet, mehr denn je! Also müssen doch auch Mütter mehr arbeiten und mehr leisten, oder etwa nicht?

Trotzdem muss ich gestehen, dass ich die Studie vollkommen nachvollziehen kann und sie mich in keinster Weise empört. Denn einerseits ist es meines Erachtens nur logisch, dass ich als Teilzeit-Arbeitende, im Haus mehr erledige, ich sehe den Dreck ja viel öfter und im Zweifelsfall produziere ich auch mehr davon. (Den meisten Dreck produzieren sowieso die Kinder, aber das ist ein anderes Thema.) Das ist kein veraltetes Rollendenken, wie Julia Onken in derselben Sonntagszeitung behauptet, sondern modernes Praxisdenken. Ausserdem müssen wir einfach gestehen, dass wir selbst schuld sind, wenn wir im Ernst denken, unser Haus könne trotz Kleinkindern länger als 17 einhalb Minuten sauber bleiben, es jeden Tag staubsaugen und zweimal täglich saisonal bio kochen müssen. Ich habe nämlich den Verdacht, dass wir Mütter uns das Leben nicht selten selber schwer machen mit der Hausarbeit. Oder wer von Ihnen hat sich nicht schon über den eigenen Mann aufgeregt, der zwar gekocht hat, jedoch danach eine Küche hinterliess, die an den Tahrir-Platz nach der Revolution erinnerte?

Und das ist mein zweiter Punkt, wieso ich diese Studie als nicht besonderns schockierend empfinde: Die meisten Frauen, die ich kenne, argumentieren nämlich damit, dass ihre Männer den Haushalt sowieso nicht so erledigen wie sie, weshalb Frau es dann doch lieber selber macht.

56 Stunden pro Woche? Ich plädiere ganz einfach für weniger Hausarbeit. Somit wäre allen gedient. Ausser dem Bänz. Der kann nämlich nicht anders.
Bänz Friedli ist übrigens mit seinem neuen Buch "Wenn die mich nicht hätten" on tour.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
"Bänz Friedli ist übrigens mit seinem neuen Buch "Wenn die mich nicht hätten" on tour."

Und wer schaut zu den Kindern, während Sie arbeiten, Herr Friedli?
Oder wird das ein Mann nicht gefragt?

P.S. Schönes Posting, gefällt mir!
So meint Phia hat gesagt…
.. zum Glück gibt es auch "zivilisierte" männliche Mitbewohner, die nebst dem Kochen auch das nachfolgende Aufräumen im Griff haben .. ;-)
rabenmutter hat gesagt…
@mamahatjetztkeinezeit: nein, meine liebe, männer werden das nicht gefragt, wahrscheinlich auch der bänz nicht. bei meinen lesungen werde ich das immer gefragt. immer.

p.s. danke dir!
Mamagie hat gesagt…
Ehrlich gesagt, war ich - bevor ich ein Kind hatte - auch auf dem Karrieretrip. Jetzt, wo sie da ist, bin ich ganz froh, dass ich es nicht bin, die den ganzen Tag zur Arbeit geben muss, sondern auch Zeit mit der Kleinen verbringen kann. ;-) Dafür übernehme ich dann auch gerne mehr der Hausarbeit. Sonst wäre es ja auch nicht fair.
Lorelai hat gesagt…
Meines Wissens (ich lese den Bänz immer) gehen seine Kids beide zur Schule (od zumindest in den Kindsgi) und er ist ja der Hausmann, hat keinen konkreten Job ausser dem Kolumnenschreiben (soweit ich weiss). Als Schreiberling wird er wohl abends arbeiten bzw dann, wenn die Kinder in der Schule sind ;) Und wenn er abends ne Lesung hat, wird wohl auch mal die Frau Friedli auf die Kinder schauen... Das mit der Hausarbeit ist so 'ne Sache. Meist bleibt sie bei mir total liegen und wenn abends mein Mann nach Hause kommt, übernehme ich sie gerne weil ich hab' ja schon den ganzen Tag lang zum Kind geschaut, da geniesse ich es, einfach in Ruhe abzuwaschen während er (wichtige Papa-)zeit mit unserem Sohn verbringt. Am Wochenende ist es meist genauso aber da hilft mein Mann dann auch mal mit weil er den Dreck, der sich unter der Woche auf dem Boden ansammelt auch nicht mehr sehen kann ;)

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