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Eine weitere Geduldsprobe

Mütter und Väter werden täglich an ihrer Geduld gemessen. Meistens gelingt es uns, diese zu bewahren, manchmal nicht...

Die täglichen Geduldsproben, denen wir Eltern ausgesetzt sind, lassen sich kaum aufzählen: Vom schneckenhaften Anziehen frühmorgens, über das laaaangsaaaame Essen Mittags, bis hin zu den zahlreichen "Räum dein Zimmer auf" und "Jetzt geht's ins Bett und basta"! Eigentlich würden diesen vielen kleinen, aber sehr nervenaufreibenden Geduldspröbchen unseren Tag ja schon mehr als genug füllen. Doch da gibt es Tage, da scheint das irgendwie doch nicht zu reichen.

So geschehen gestern Abend. Vorgeschichte: Mein Sohn - sagen wir, er ist nicht der schmerz-resistenteste - hat sich vor ein paar Tagen den Ellbogen aufgeschürft. Soweit nichts besonderes für einen Fünfjährigen. Dass er tags darauf dieselbe Stelle nochmal aufschürft war wirklich Pech. Seine Lehrerin desinfiziert alles wunderbar und klebt ihm ein Pflaster auf die wunde Stelle. Stolz präsentiert er mir am Abend den Ellbogen. Bis hierhin nichts auszusetzen. Beim Baden jedoch löst sich das doofe Pflaster natürlich, was meinen Sohn, der beim Anblick von etwas Aufgeschürftem total die Contenance verliert, wieder daran erinnert, dass er ja ganz fest weeeeh hat. Okay, weg mit dem Pflaster. Bin sowieso der Meinung, dass Schürfwunden am besten an der Luft trocknen sollen.

Ich nehm das Pflaster also (mehr oder weniger) vorsichtig weg (unter lautstarken auauaua und uiuiui seitens meines Nachwuchses) und sehe, dass es doch sehr sabbert und gruselig aussieht. Damit nicht doch etwa die Kleider daran kleben bleiben, finde ich in unserem puffigen Apothekerschrank ein paar Gazen, die ich ihm auflege und festklebe. Zu meiner Verteidigung: Ich dachte wirklich immer Gazen sind dazu da, dass das Wunden-Zeugs eben nicht daran kleben bleibt, schliesslich benutzt man die Dinger doch bei richtig schlimmen Wunden!

Lasst euch gesagt sein: Dem ist nicht so. Ganz und gar nicht. Gestern abend also kommt der Kleine und das Pflaster hält hinten und vorne nicht mehr, nur die Gaze klebt noch an dem Wunden-Gesabber. Also weg damit, sage ich mir. NEIENEIENEI! sagt mein Sohn. Und es klingt, als müsste er etwas ohne Narkose amputieren. Und zwar sich selber.

Also wird die Chose eingeweicht. Schüssel, Wasser, viiiiiel Geduld. Soviel Geduld wie ein Fussballspiel dauert. Doch, ihr lest richtig 90 verd... Minuten!! Aber die Gaze kam immer noch nicht weg! Mit Eiswürfel und noch mehr Geduld des Papas haben wir das Ding kurz vor acht Uhr abends weggekriegt.

Das schlimmste dabei? Während dieser ganzen Zeit versuchte ich dem Drang zu widerstehen, das Ding einfach abzureissen. Doch mein Sohn hat mich nicht einmal in die Nähe seines Ellbogens gelassen. Ich habe so ein Gefühl, dass er mir nicht richtig vertraut. Und das macht AUA!

Kommentare

Anonym hat gesagt…
es gäbe so ganz spezielle gaze-kompressen, mit einem ganz feinen plastik auf der einen seite, die sind für solche wunden perfekt. habe mir diesen sommer das knie aufgeschlagen (so richtig, wie ein kind, runter die treppe und voll der länge nach auf den boden - mit zuschauern, nota bene). und es dann wirklich geschafft, dieses wunder- pflaster den falschen weg drauf zu tun! das wieder wegzubringen war der horror, 90 min haben nicht gereicht :-) somit kann ich einiges an verständnis für deinen sohn aufbringen. aber auch für die mutter - ich frage mich manchmal schon, woher wir eigentlich die unendliche geduld hernehmen, tagein, tagaus. da muss irgenwo ein reservoir sein... lg, nera
Irene hat gesagt…
Tja, meine 4-jährige Tochter kam gestern mit einer komischen kleinen Wunde am Handgelenk vom Kindergarten nach Hause, welche sie sich laut ihren ungenauen, von Schluchzen und Weinen nicht sehr gut verständlichen Beschreibungen zufolge auf dem Heimweg zugezogen hatte. Sie erzählte, dass sie in ein Gebüsch gefallen sei, und da die Wunde Ähnlichkeit mit einem Bienenstich hatte und die Kleine so laut jammerte und weinte, holte ich schliesslich den Parapic-Spray gegen Bienenstiche aus der Hausapotheke. Leider musste ich anhand ihrer lauten Schmerzschreie nach aufsprayen des agressiven Mittels feststellen, dass die Verletzung kein Stich gewesen sein konnte, sondern es sich um eine Schürfung gehandelt hatte. Es tat mir so furchtbar leid ihr noch mehr weh getan zu haben. Wie stark es brennt, wenn auf eine offene Wunde ein solcher Spray aufgetragen wird kann ich mir erschreckend gut vorstellen. Ich fühlte mich echt als überreagierte Rabenmutter....

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