Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.
Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?
Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.
Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auch von jüngeren Kindern als meine, Nicht-Mütter, Alleinerziehende, glücklich und unglücklich verheiratete. Sie sind pragmatisch, verrückt, lustig und manchmal fürchterliche Nervensägen. Aber sie gehören zu mir. Genauso wie mein Mann und meine Kinder.
Diese Frauen waren da, als es mit dem Stillen nicht klappte. Bei der Einschulung, den langen Stunden der Hausaufgaben. Sie waren bei mir, als meine Mutter an Krebs erkrankte und feierten mit, als sie wieder gesund war. Sie waren da, als es in meiner Ehe kriselte, als mein Sohn Probleme in der Lehre hatte und meine Tochter gemobbt wurde. Als ich mich beruflich veränderte. Every Step of the Way.
"I have my women friends, therefore I am." Jane Fonda bringt es auf den Punkt. Wo wären wir ohne unsere Freundinnen? Gerade für mich, die ich als Jugendliche vorwiegend männliche Freunde hatte, war das etwas Neues. Frauen konnten auch unkompliziert sein, für dich da sein, nicht urteilen? Das kannte ich vorher nicht, ich fand Mädchen immer recht anstrengend, der Wettbewerb war so gar nicht meins, dafür war ich schlicht zu faul.
Dann lernte ich nach und nach meinen heutigen Freundinnen-Kreis kennen. Zwei über meinen Mann, zwei während einer Weiterbildung, eine über einen alten Freund und zwei traf ich nach Jahren wieder und diesmal blieben sie. Vollkommen unterschiedliche Frauen, dank denen ich so viele verschiedene Inputs, Meinungen und Blickwinkel erfahren darf.
Da ist die Yogini, die trotz aller Zenitude manchmal eine Dramaqueen ist. Die toughe Bubenmutter, die es aber alles andere als leicht im Leben hatte und hat. Die Superglucke, die mir so ziemlich alles beigebracht hat, was ich als Mutter wissen wollte - oder auch nicht. Die Hans-Dampf-Partynudel, die mehr Energie hat, als ich im Leben je aufbringen werde. Die andere Glucke, die mir immer fadegrad ins Gesicht sagt, was ich oft nicht hören möchte. Die langjährige Freundin, die meine Schwester sein könnte, weil seelenverwandt. Und jene, mit der meine Kinder aufgewachsen sind und für sie eine zweite Mutter darstellt, die mich kennt wie kaum jemand.
Meine Frauen. Meine Freundinnen, die zur Familie wurden. Mal mehr, mal weniger nah. Mit manchen treffe ich mich regelmässig, andere sehe ich seltener. Alle sind sie mir wichtig und ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu sein. Mit ihnen kann ich über Scheidentrockenheit, Depressionen, mangelnden Sex, Rückenschmerzen, den neusten Celebrity-Crush, die Ups und Downs der Kinder und über Politik reden. Dank dieser Frauen habe ich den verrückten Ride bis hierhin überlebt.
Mal sehen, wo er uns noch hinführt.
Übrigens geht es nicht nur mir so, Frauenfreundschaften sind erwiesenermassen zu einem Grossteil für unser Glück verantwortlich, sagen auch Untersuchungen.
Was ist das Wichtigste für dich, seit du Mutter bist? Die wichtigsten Menschen und Beziehungen? Ich bin gespannt!
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