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Doktorspiele oder sexuelle Belästigung?

Eine amerikanische Studie zeigt dise Woche auf, dass fast die Hälfte der Kinder - wenn auch mehr Mädchen als Jungs - in der Schule "sexuell belästigt" werden. Ich schäme mich ein bisschen, diesen Ausdruck in Anführungs- und Schlusszeichen zu setzen, denn es liegt mir fern, ein solches Fehlverhalten zu minimieren.

Doch meine erste Reaktion auf die Studie war erst einmal: Die Amis sind wiedermal hysterisch, früher nannte man das einfach Doktospiele! Oder einfach Geblödel vorpubertierender Kids, die glauben zu wissen, was sie tun.

Die Wahrheit sieht etwas besorgniserregender aus: Denn seit es auch die Cyber-Belästigung gibt, wollen viele Kinder am liebsten gar nicht mehr in die Schule, weil sie sich schämen oder den Gerüchten aus dem Weg gehen möchten.

Und nun meine Frage an euch: Was sind eure Erfahrungen mit dem Thema? Haben eure Kinder schon mal etwas erzählt? Und wie war das bei euch als ihr klein wart?

Ich mache mal den Anfang: Unsere Schule hatte die tolle Idee, eine Statue einer nackten Frau vor dem Haupteingang aufzustellen. Da ich eine der ersten war, die einen BH brauchten, wurde mir dieser während der Turnstunde aus der Garderobe geklaut und ich fand ihn an besagter Statue wieder. Natürlich habe ich mich geschämt. Natürlich hätte ich mich am liebsten verkrochen. Doch würde man diesen dummen Streich heute auch unter "sexueller Belästigung" laufen lassen?

Gerne würde ich ein paar Erfahrungsberichte aus der Schweiz und Europa sammeln, um der Problematik ein Gesicht zu geben. Bitte kommentiert diesen Post doch einfach, auch anonym. Oder auf Facebook.

Herzlichen Dank für eure Hilfe.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Klassenlager 1988: Zwei Jungs pinnen mich auf das Kajütenbett und begrabschen mich, bis der Lehrer sie rausschickt. Konsequenzen hatte es keine, ausser dass ich von da an einen schlechten Ruf hatte. Ich hätte sie provoziert, sagten sie.

Heute würden die Jungs wahrscheinlich ernsthafte Probleme bekommen, deshalb passiert so etwas wohl auch kaum mehr, wenn ein Lehrer in der Nähe ist.

Ein Trauma hatte ich deswegen nicht, kann aber verstehen, wenn Mädchen das lieber verschweigen. Denn auch wenn man nichts dafür kann, peinlich ist es trotzdem.
Shiva hat gesagt…
Mir fallen dazu gleich zwei Sachen ein.
Ich hatte damals Schwimmunterricht in der Schule, ich glaube das war in der 5., 6. Klasse, kann das aber nicht mehr mit Sicherheit sagen. Könnte evtl. auch früher gewesen sein. (Ich bin 1977 in der DDR geboren.)
Da die Jahrgänge vor uns immer absichtlich ihr Schwimmzeug vergessen hatten um nicht mitmachen zu müssen, musste mein Jahrgang von vornherein nackt schwimmen!!! Allesamt. Das war ein Alter in dem bei dem ein oder anderen schon ein paar Haare oder der Busen sprießen. Wir mussten in Gruppen komplett nackt durch die Halle laufen und am Rand stehen bleiben und fast jeder versuchte sich mit den Händen zu bedecken. Jede Woche, zwei Jahre lang! Aus heutiger Sicht finde ich das sehr Menschenverachtend und respektlos, das Bild hatte etwas vom Massenduschen im KZ. Sorry für den harten Vergleich, aber so kam es mir manchmal vor wenn wir nackt rumgescheucht wurden.
Das alles in so einem wichtigen Alter!
Ich weiß aber von meinem Mann (selber Jahrgang aber andere Stadt) das das bei denen nicht so war, die durften Badesachen tragen. Keine Ahnung wer das bei uns angeordnet hat bzw. welches kranke Hirn da vielleicht seine Freude dran hatte.

Ein anderes Erlebnis was mir dazu einfällt, wir hatten einen Werkenlehrer Hr. Müller. (Im Fach Werken haben wir Garderobenhaken für die Bahn produziert!) Der hat ständig anzügliche Bemerkungen bei manchen Mädchen gemacht. Wir hatten ein Mädel die war sehr frühreif und hatte als erste ihre Periode. Eines Tages passierte ein Maleur und sie hatte eine weiße Hose an , durch die das ganze Blut gedrungen ist. Da wurde sie aufs übelste beschimpft und musste bei Hr. Müller vor der Klasse auf den Tisch steigen, sich zeigen und wurde runter gemacht.
Sowas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Gott sei Dank bin ich persönlich aber von solchen Attacken immer verschont geblieben, aber der Schulschwimmunterricht war mir schon peinlich. Ich war aber Gott sei Dank nicht noch nicht so extrem entwickelt und fiel nicht auf.
Meine Eltern wussten das alles, aber niemand hat etwas unternommen. Ich kann aber zu der DDR-Stillhaltementalität nicht viel sagen, dazu war ich noch zu jung. Würde mir mein Sohn heute sowas erzählen, ich würde die Schule verklagen! Unvorstellbar sowas!

LG Shiva
@Shiva: Wenn die Belästigung natürlich von der Schule bzw. den Lehrern selber kommt, dann fehlen einem die Worte... Heute wäre das in unseren Breitengraden (hoffentlich) nicht mehr möglich, wissen tut man es nie. Bis vor Kurzem gab es in Frankreich in der Primarschule keine Türen an en Toiletten... Noch Fragen? Danke für deinen Beitrag und ich bin froh, hat es dich nicht traumatisiert! LG, Die Rabenmutter

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