«Das kriegen wir schon hin.»



Wenn ein Kind kommt, denken wir das alle. Doch dann kommt es anders: Stress, wenig Schlaf, Beziehungskrise, dringendes Pipi im Feierabendverkehr. Doch will ich mir das im Kino antun?
Viele Filme und Serien haben das Genre schon unter die Lupe genommen. Meist wurde Slapstick daraus, denn die Panik der Eltern vor dem ersten Kind eignet sich nun mal bestens dazu. Wenige Produktionen thematisierten bis heute die stinknormale Familie, wie wir sie sind. Wieso eigentlich?

Wohl deswegen, weil wir es zwar popcorn-schmatzend geniessen, Kriegshelden fallen und Liebesbeziehungen auseinanderbrechen zu sehen. Unser eigenes Leben vorgeführt zu bekommen, ist aber zu schmerzhaft. Und entsprechend langweilig. Auch kann es heikel sein, wenn Mami und Papi den Film zusammen schauen und ihre Defizite von bekannten Schauspielern gespielt sehen.

Oder haben Sie vielleicht «Motherhood» (mit Uma Thurman, 2009) oder «Little Children» (mit Kate Winslet, 2008) gesehen? Sollten Sie aber. Genauso steht es um den neusten in dieser Reihe: «Eltern». Ich gebe aber zu, dass ich die Presse-DVD auch erst einmal drei Tage habe liegen lassen.

«Eltern» möchte gemäss Regisseur Robert Thalheim das «Bermudadreieck von Beruf, Familie und Beziehung» erkunden. Das Bermudadreieck? Soll das heissen, es geht etwas unwiderruflich verloren, wenn man Familie hat? Will man dem Film Glauben schenken, ja. Und zwar so ziemlich alles, was ein Paar mal ausgemacht hat. Oder einen Menschen.

Alles «hinzukriegen» scheint nämlich bei Christine und Konrad mehr Wunsch als Wirklichkeit. Schliesslich fängt er gerade wieder an zu arbeiten, nachdem er sich jahrelang um Kind und Küche gekümmert hat. Der Hausmann und liebender Familienvater freut sich – wer könnte es ihm verdenken – sehr auf seine Arbeit als Theaterregisseur. Doch obwohl seine Ehe bis jetzt wirklich locker und heiter schien – oder wie soll man eine Beziehung nennen, bei dem die Eltern nach dem Kindergeburtstag genüsslich einen Joint rauchen und fast Sex miteinander haben? Fast, weil die Kleine natürlich reinplatzt, what else? – geht es ab seinem ersten Arbeitstag nur noch abwärts.

Das mag daran liegen, dass der tolle Papa seinen Töchtern einfach nichts abschlagen kann. So darf seine 7-Jährige im Auto – weil sie ja sooo dringend muss – in Z’Vieri Tupperware pinkeln...
Sicher nicht förderlich ist Christines Affäre mit einem Arbeitskollegen, der im selben Krankenhaus arbeitet wie sie.
Und vielleicht ist es eben doch keine gute Idee, als Konrad die Kinder mit an den ersten Probetag seines neuen Stückes mitnimmt. Bei den Szenen, als seine Kinder in den Zuschauerrängen miteinander streiten, wurde mir etwas kötzlig. Aus Erfahrung weiss ich nämlich, dass arbeiten mit den Kindern im selben Raum die Hölle ist!

Alles klar, der Alltag als erwerbstätige Eltern ist schwer, so weit so klar (Wasser auf die Mühlen der SVP mit ihrer Familieninitiative). 

Tatsache ist, Erwerbstätigkeit und elterliche Verantwortung beissen sich. Der Job wird NIE WIEDER so sein wie früher. Diese Freiheit, auch mal Überstunden machen zu können, wenn es nötig ist, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ist vorbei. Spontan in die Bar mit den Arbeitskollegen? Over! Überhaupt, ein Leben ohne schlechtes Gewissen? Vorbei! Natürlich stellt sich nun die Frage: Lohnt sich das? Lohnt sich der Stress, seinen Job zu behalten oder wieder aufzunehmen, wenn ich damit das Familiengefüge gefährde? Lohnen sich Blut, Schweiss und Tränen? 

Der Film meint: Unbedingt! Oder wie das Pressebooklet es so schön formuliert: «Was bleibt, ist die Familie.» 

«Eltern» von Robert Thalheim, ab 28. November 2013 in Schweizer Kinos.

Kommentare

Lorelai hat gesagt…
Ich habe die erwähnten Filme gesehen und werde mir sicher auch diesen ansehen - sobald er im TV läuft :D

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