Direkt zum Hauptbereich

Zum Muttertag


Der Muttertag ist längst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Nichtsdestotrotz sollte sich Mutter feiern lassen. Von Andrea Strahm

Ich habe gespaltene Gefühle dazu, dies gleich vorneweg. Meine Mutter hielt den Muttertag nämlich, dies die offizielle Variante, für reine «Geschäftlimacherei». Inoffiziell wollte sie natürlich gefeiert werden. Bloss war nicht klar, wie. Was wir auch taten, es hatte nicht den gewünschten Erfolg, und machten wir nichts, hatten wir ein schlechtes Gewissen. Irgendwann brachte ich ihr Blumen, aber die waren aus der Migros, und deshalb auch nicht recht. Da gab ich es definitiv auf.
Probleme gab es wieder, als ich Mutter wurde, denn nun sollten wir alle antraben und feiern. Aber da trat ich in Streik. Schliesslich heisst das Ding «Muttertag», nicht «Omatag», und meine Kinder wollten mich bekochen, nicht von der Oma bekocht werden, und ich freute mich darüber.
Anfangs half ihnen der Papi. Dann war der einmal auf Geschäftsreise, und ich sass bibbernd im Garten, derweil sie Ravioli in kochendes Wasser gaben – ich sah mich schon auf der Notfallstation mit verbrühten Kindern. Aber die Ravioli schmeckten grossartig.
Heute ist ihnen der Muttertag nicht mehr so wichtig, und mir ohnehin nicht. Sie kochen eh schon sehr oft, und ich freue mich einfach, wenn sie alle da sind, und zwar das ganze Jahr hindurch.
Was ist der Muttertag nun, Geschäftemacherei? Sicher auch. Aber wir Mütter sind das ganze Jahr hindurch allmächtig und dominant. Dem Kind zu zeigen, dass auch es etwas geben kann, und nicht nur immer in der nehmenden Position ist, stärkt sein Selbstbewusstsein, gibt ihm eine Bedeutung. Sich am Muttertag feiern lassen, heisst Geben durch Nehmen, hat einen erzieherischen Wert.
Also lassen Sie sich feiern, Ihren Kindern zuliebe. Und verbringen Sie den Tag nicht in der Küche, um Ihre Mutter und Ihre Schwiegermutter zu bekochen, denn sonst haben Ihre Kinder am Muttertag keine Möglichkeit, ihre Mami zu feiern. Sie sollen ausspannen, nicht im Vorbeigehen etwas von den Kindern Gebasteltes annehmen und ansonsten durch den Tag hetzen. Die ältere Generation hatte ihre Chance – und wenn sie sie ergriffen hat, versteht sie heute, dass nun Ihre Kinder dran sind. Wenn nicht, machen Sie wenigstens nicht den gleichen Fehler.
In diesem Sinne: Einen schönen Muttertag, Kindern und Müttern!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Allerwichtigste

    Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.  Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?  Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.  Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auc...

Die Hormonhölle

  Wer mich bzw. Rabenmutter (Blog und Buch) noch nicht kennt, braucht für diesen Text eine kurze Orientierung: Bei Sassines sind wir 2 Männer (Vater und Sohn, 21) und zwei Frauen (Tochter, bald 17, und ich). Soviel zur Demografie des Hauses. Als mein Sohn in die Pubertät kam, gab es schwierige Zeiten. Wir sind uns sehr ähnlich, will heissen, wir sagen, was ist. Sowohl im Positiven, wie aber auch im Negativen. Wenn uns also etwas nicht passt, meckern wir genauso, wie wir spontan «Ich liebe dich» sagen können. Jedoch gab es Zeiten, da war es kein meckern mehr, vielmehr gingen wir uns regelmässig an die Gurgel mit ausgewachsenen Wutanfällen, die einem Orkan ähnelten. Sowohl in der Kraft, als auch in der Lautstärke. Diese endeten jeweils mit einem Türenschletzen seiner- und einer Putzaktion meinerseits (Ich putze nicht gerne, ausser ich bin wütend. Meine Laune lässt sich also direkt an der Sauberkeit unseres Hauses messen.) Die anderen zwei Sassines, Vater und To...

Wenn nichts mehr geht - knapp am Burnout vorbei

Monatelang stand ich unter Strom. Dann kam der Stromausfall. Wie ich an einem Burnout vorbeirasselte… Das Hirn läuft auf Hochtouren.  Verträge aushandeln . Kuchen backen für diverse Schulevents. Den Grossen zur Töffliprüfung fahren. Hat mein Mann jenen Termin gesehen? Nochmal überprüfen. Die Grossmutter zum Arzt begleiten. Schon wieder ein Mail von diesem Geschäftspartner, dessen niveauloser Ton an Trump erinnert. Und noch ein Problemfall mit Kunden, den wir zwar nicht verschuldet haben, aber ausbaden müssen. So sahen meine letzten Monate aus. Eure vielleicht auch.   Weiterlesen auf Any Working Mom. ( Photo by  Dingzeyu Li  on  Unsplash )