Direkt zum Hauptbereich

Divas und Strombergers


Wir haben uns alle schon mal gefragt, ob unsere Kinder zu verwöhnt sind. Dies nicht nur an Weihnachten und Geburtstagen, wenn sie sowieso ab der Geschenkeflut total überfordert sind. Auch im Alltag erscheinen mir unsere Kinder zickig, wenn’s um’s Essen, Saugoofen, wenn’s um den sprachlichen Umgang geht und unmöglich, wenn wir es wagen, etwas von ihnen zu verlangen.

(Erstmals online Oktober 2007)

Abgesehen vom Trotzalter-Phänomen frage ich mich in letzter Zeit des öfteren, wieso die erste Antwort, die mir mein dreieinhalbjähriger entgegenschmettert immer „NEIN“ ist. Egal, ob ich ihn frage, ob er Hunger hat, wir jetzt gehen müssen oder er ein bestimmtes T-Shirt anziehen soll. Ich kneife mittlerweile ja schon die Pobacken zusammen, wen ich das Wort an ihn richte, weil ich das unweigerliche „NEIN“ erwarte. Die seltenen Male, bei denen meine Forderung/Frage mit einem klaren „JA“ beantwortet wird, bin ich schon derart überrascht, dass ich ihn am liebsten jedes Mal belohnen würde.

Und ich glaube genau dort liegt das Problem. Das Magazin titelte vor ein paar Wochen „Du sollst dein Kind nicht loben“. Es ging in dem Artikel u.a. darum, dass man seine Kinder nicht unnötig loben soll, wenn sie etwas tun, was eigentlich von ihnen verlangt werden könne. Tisch decken mit 13 Jahren, Treppen steigen mit 5 etc. Dinge, die ihrem Alter und ihrer Intelligenz entsprechen, sollen sie einfach tun und man braucht deswegen nicht jedes Mal vor Freude einen Rückwärts-Salto zu machen. Denn, wenn sie was tun, was wirklich lobenswert ist, müssen wir für das Lob eine Steigerungsform finden. Was immer in Geschenken ausartet. Was verwöhnte Kinder hervorbringt. Und die wollen wir ja eben nicht. Alles klar?

Uns ist auch klar, dass das Verwöhnen manchmal einfach einfacher ist. Und dies nicht nur, um den Tobsuchtsanfall an der Migros-Kasse zu umgehen, also gibt es halt doch noch Smarties. Vielmehr ist es die mangelnde Zeit, die uns manchmal „zwingt“, unsere Kinder zu verwöhnen. Und zwar nämlich dann, wenn wir dringend in die Krippe müssen, weil Mami danach arbeiten geht. Dann bleibt einfach keine Zeit, den Kleinen zu erlauben, die Schuhe selber anzuziehen, die Jacke selber auszusuchen und die Spielsachen selber zu versorgen. Klar, ich könnte früher aufstehen. Mach’ ich aber nicht. Und deshalb „helfe“ ich dem Kleinen, seine Sachen anzuziehen und verwöhne/verziehe in so nach den besten anti-pädagogischen Prinzipien!

Oder er mag nicht, was zum Abendessen auf den Tisch kommt. Die ersten zweimal finde ich schon, er soll dasselbe essen wie wir. Beim dritten Mal werde ich aber schon beim Kochen nervös und nehme mir ein Alternativ-Menu vor, falls er heute abend wieder nicht mag, was ihm vorgesetzt wird. Und auch das ist falsch! Zonk!

Also, ihr wisst, was ihr zu tun habt, denn Weihnachten steht vor der Tür:
1. Keine Geschenke (die kriegen sie nämlich schon von Grosseltern, Göttipersonen und anderen Bekannten)

2. Ein einziges Menu (und wenn es ihnen nicht passt, gehen sie ohne Z’nacht ins Bett)

3. v.a. auf keinen Fall loben, wenn sie alle Weihnachtslieder mitgesungen haben. Schliesslich lernen sie die in der Krippe/Schule/Spielgruppe! Oder so ähnlich....

Frohe Festtage!

Der Artikel aus dem Magazin.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Allerwichtigste

    Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.  Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?  Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.  Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auc...

Die Hormonhölle

  Wer mich bzw. Rabenmutter (Blog und Buch) noch nicht kennt, braucht für diesen Text eine kurze Orientierung: Bei Sassines sind wir 2 Männer (Vater und Sohn, 21) und zwei Frauen (Tochter, bald 17, und ich). Soviel zur Demografie des Hauses. Als mein Sohn in die Pubertät kam, gab es schwierige Zeiten. Wir sind uns sehr ähnlich, will heissen, wir sagen, was ist. Sowohl im Positiven, wie aber auch im Negativen. Wenn uns also etwas nicht passt, meckern wir genauso, wie wir spontan «Ich liebe dich» sagen können. Jedoch gab es Zeiten, da war es kein meckern mehr, vielmehr gingen wir uns regelmässig an die Gurgel mit ausgewachsenen Wutanfällen, die einem Orkan ähnelten. Sowohl in der Kraft, als auch in der Lautstärke. Diese endeten jeweils mit einem Türenschletzen seiner- und einer Putzaktion meinerseits (Ich putze nicht gerne, ausser ich bin wütend. Meine Laune lässt sich also direkt an der Sauberkeit unseres Hauses messen.) Die anderen zwei Sassines, Vater und To...

Wenn nichts mehr geht - knapp am Burnout vorbei

Monatelang stand ich unter Strom. Dann kam der Stromausfall. Wie ich an einem Burnout vorbeirasselte… Das Hirn läuft auf Hochtouren.  Verträge aushandeln . Kuchen backen für diverse Schulevents. Den Grossen zur Töffliprüfung fahren. Hat mein Mann jenen Termin gesehen? Nochmal überprüfen. Die Grossmutter zum Arzt begleiten. Schon wieder ein Mail von diesem Geschäftspartner, dessen niveauloser Ton an Trump erinnert. Und noch ein Problemfall mit Kunden, den wir zwar nicht verschuldet haben, aber ausbaden müssen. So sahen meine letzten Monate aus. Eure vielleicht auch.   Weiterlesen auf Any Working Mom. ( Photo by  Dingzeyu Li  on  Unsplash )