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Das ewige Räuber und Poli-Spiel







Wozu hortet ein Familienvater ein Waffenarsenal in seinem Keller?

Waffen. Heisse Eisen, immer wieder. Sie waren mir schon immer etwas unheimlich, das muss ich gestehen. Wie alles, was damit zusammenhängt. So besass ich nie eine Militärhose oder kaufte meinen Kindern welche, auch als diese «in» waren. Meine erste Petition, die ich mit 18 unterschrieb, war die der «GSoA» für eine Schweiz ohne Armee. Es fällt mir bis heute jedes Mal schwer, nicht in eine gewisse Hysterie zu verfallen, wenn (meist in den USA) wieder einer Amok gelaufen und unschuldige Menschen getötet hat. Wenn diese auch noch kleine Kinder sind, dann fehlen mir die Worte. Deshalb habe ich das Drama von Newton auch nicht kommentiert, nachdem es passiert ist.

Doch das Walliser Drama, sozusagen vor unserer Haustüre, hat einmal mehr bewiesen, dass das Problem des Waffenbesitzes eben auch ein schweizerisches ist. So titelte der «Tages-Anzeiger» anfangs Woche in einer Carte Blanche «Amerikanisierung der Schweizer Waffenkultur». Der Autor, Josef Lang, Vizepräsident der Grünen. (Ja, es sind nie die Rechten, immer die linken Netten, die gegen Waffengewalt sind. Warum das so ist, muss ein andermal beantwortet werden, das ginge hier zu weit.) Er beschreibt darin die Parallelen, die es zwischen amerikanischen und schweizerischen Waffeninhabern gibt. Diese hören aber eben genau da auf, wo das Problem anfängt: bei der Selbstverteidigung.

In der Schweiz brauchen wir keine Waffen zur Selbstverteidigung. Oder wie der Quotenmann im Online-Magazin «clack.ch» es ausdrückt: «Wir erschiessen keine Einbrecher mit den Millionen Waffen in unseren Haushalten. Das ist empirisch bewiesen. Waffenbesitz bietet in etwa gleich viel Schutz wie lautes Pfeifen im dunklen Wald. In den letzten dreissig Jahren wurde wahrscheinlich nicht ein einziges Mal eine Straftat durch eine private Schusswaffe verhindert. Dafür wurden jede Menge Straftaten mit Schusswaffen verübt. Und wir haben keine faschistische Regierung, die es nötig macht, uns mit der Waffe in der Hand zu wehren.» Dem kann kaum jemand widersprechen oder von wie vielen «Heldentaten» haben Sie gelesen, in denen jemand von einem Hobby-Schützen vor einem Raubmord gerettet wurde? Ich keinen einzigen, lasse mich allenfalls aber gerne belehren.

Was ich aber kenne, sind Familienväter, die ein ziemlich ansehnliches Waffenarsenal im Keller horten und diesen Besitz vehement verteidigen, wenn man sie darauf anspricht. «Nicht Waffen töten Menschen. Menschen töten Menschen.» Das internationale Credo der Waffenbesitzer. Die Waffe im Keller tötet allein in der Tat niemanden. Natürlich will ich nicht behaupten, dass diese Väter (waffennärrische Mütter kenne ich keine, lasse mich aber auch hier belehren) etwas Böses im Schilde führen. Aber Waffen sind offenbar cool, das kann ich irgendwie sogar nachvollziehen. Eine Waffe zu zücken, hat gerade für mich als Frau etwas von «Lara Croft» und die ist doch cool. Oder doch nicht?

Was also geht in diesen Männern vor? Durften sie als Kind nicht Räuber und Poli spielen und müssen das nachholen? Oder haben sie als Kind eben gerade dauernd mit Spielzeugpistolen gespielt und können nicht mehr anders? Den Schutz der Familie kann ich als Motivation nämlich einfach nicht gelten lassen. Der nächtliche Einbrecher wartet schliesslich kaum darauf, dass Papa sein Gewehr aus dem Keller holt, um ihn zu verjagen.

Wer kann mir erklären, wofür ein Vater nicht nur eine, sondern mehrere Waffen zu Hause horten muss? Der Quotenmann geht übrigens so weit, dass er sämtliche Männer, die eine Waffe besitzen, aus seinem Freundkreis ausschliessen möchte. Was ist haltet ihr davon?

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