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Der Graben wird kleiner

 

Es gibt sie eben doch, die Lösung zum geringeren Lohngefälle zwischen Mann und Frau. Sie ist britisch.

Mütter, die vermehrt Vollzeit arbeiten, vermindern den genderspezifischen Lohnunterschied, so eine britische Studie. Während Single-Männer immer mehr verdienen, sinken die britischen Löhne der Väter massgeblich. Bei den Frauen ist es hingegen genau umgekehrt. Wie die letzte Woche erschienene Studie der «Resolution Foundation» zeigt, sank das Lohngefälle zwischen Müttern und Vätern folglich in 20 Jahren um 25 Prozent.

Die Gründe dafür liegen in einer Verschiebung der Arbeitstrends: Männer arbeiten vermehrt Teilzeit, während – vor allem in Grossbritannien – Mütter in Krisenzeiten wieder 100 Prozent-Stellen annehmen. Ausserdem kriegen Frauen später Kinder, weshalb ihre Karriere bereits zementierter ist und der Lohnverlust beim Wiedereinstieg entsprechend geringer. Eine weiterer Faktor, so die Studie, ist der, dass die Löhne älterer Männer schon immer langsamer stiegen und dies eben auch Väter betrifft, die heute durchschnittlich älter sind, als vor 20 Jahren.

Da Frauen vor dem Kinderkriegen in Grossbritannien dank guter Ausbildung mittlerweile mehr verdienen, als ihre männlichen Kollegen, fokussieren Paare offenbar vermehrt auf diesen Faktor, statt auf den des Geschlechts, wenn es darum geht, die Familie zu ernähren. Britische Kinder brauchen ihre Mutter nicht mehr als den Vater, vor allem nicht, wenn diese mehr Geld nach Hause bringen kann.

In Grossbritannien hat sich gezeigt, dass Familien mit nur einem Ernährer der Armut in Krisenzeiten kaum entkommen könnten. Vidhya Alakeson, Direktorin der Abteilung Forschung und Strategie der «Resolution Foundation» erklärte im «Guardian» deshalb: «Der monetäre Verdienst der Mütter innerhalb der Familie ist heute wichtiger denn je. Es besteht die Notwendigkeit, die Hindernisse in der Arbeitswelt für Mütter zu beseitigen. Jetzt, da sich die Wirtschaft etwas erholt, muss sich die Regierung vermehrt um die Kinderbetreuung kümmern und Anreize für Zweitverdiener schaffen. Gleichzeitig muss die Kinderbetreuung flexibler gestaltet werden, angepasst an die heutigen Arbeitsmuster.»

Interessant ist die Diskussion, welche diese Studie einmal mehr entflammt hat. Liest man die Kommentare im «Guardian» merkt man schnell, dass die Idee der Fremdbetreuung auch in Grossbritannien - ähnlich wie in der Schweiz - noch mit grosser Skepsis betrachtet wird. Aus einem wirtschaftlichen Thema machten die Kommentatoren in kürzester Zeit eine Diskussion für oder wider Kindertagesstätten. Andere Länder haben offenbar nicht immer andere Sitten.

Dieser Artikel erscheint heute ebenfalls auf clack.ch.

 

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