Direkt zum Hauptbereich

Rick vereint die Frauen. Gegen sich.

Die Grand Old Party muss sich bald entscheiden, wen sie in die Präsidentschaftswahlen schicken will. Für die weiblichen Wähler ist es einfacher: Alle, bloss nicht Rick Santorum!

Im November dieses Jahres finden die Präsidentschaftswahlen in den USA statt. Auf der einen Seite stehen die Demokraten mit dem ersten schwarzen Präsidenten, der nach vier Jahren wiedergewählt werden soll. Die andere Seite - die Republikaner - haben es ungleich schwerer. Nachdem sämtliche Tea-Party-Kandidaten, Frauen und auch sonstige Figuren ausgeschieden sind, scheint sich der Kampf für die republikanische Präsidentschaftskandidatur unter Mitt Romney und Rick Santorum auszufechten.

Letzterem wurden bis anhin zwar immer weniger Chancen prophezeit, doch die Umfragen zeigen, dass Rick Santorum aus Michigan sehr wohl zum einzigen Kandidaten avancieren könnte. Ausser bei den Frauen, da schwindet der Wählerinnenanteil zusehends. Nicht nur Santorums allgemeine Fettnäpfchen gegen Homosexuelle, Alleinerziehende und natürlich die demokratische Politik, bereiten  Schwierigkeiten. Es sind vielmehr die Peinlichkeiten, die er in Sachen Frauenrechte von sich gibt.

1. Santorum ist gegen Abtreibung. Was natürlich niemanden überrascht, schliesslich ist er Republikaner und das Thema ist in den Staaten auch 2012 noch nicht vom Tisch, im Gegenteil. Nur leben auch die Amerikanerinnen nicht mehr im letzten Jahrhundert und sind überzeugt, Abtreibung sei eine Angelegenheit zwischen einer Schwangeren und ihrem Arzt. Und nichts, was die Regierung oder eine Partei zu entscheiden hat - schon gar nicht, wenn die Partei aus konservativen Männern besteht. Doch Santorum schlug im Laufe seiner Kampagne vor, Frauen, die nach einer Vergewaltigung schwanger werden, «sollen doch das Beste aus der Situation machen». Zynischer geht es kaum.

2.  Auch Verhütung ist nichts, was Santorum unterstützen möchte. Einer seiner Sponsoren machte kürzlich Witze darüber, die Frauen hätten früher einfach eine Aspirin-Tablette zur Verhütung benutzt. Sie hätten sie sich zwischen die Knie geklemmt und teuer sei es auch nicht gewesen. Obwohl sich Santorum von dieser Aussage distanzierte, befand er, dass die «Gefahr der Verhütung die freidenkende Sexualität sei». Dass Verhütung eine der Möglichkeiten wäre, um ungewollte Schwangerschaften und somit Abtreibungen zu verhindern, ist ihm unverständlich.

3.  Die Fruchtwasseruntersuchung einer Schwangeren, um herauszufinden, ob ihr Baby genetische Defekte hat, ist ihm ebenfalls ein Dorn im Auge. Denn es erhöhe die Abtreibungsraten, so Santorum und er bemängelt, dass es die Anzahl der Behinderten in einer Gesellschaft künstlich reduziere. Dass es dabei vor allem um die Gesundheit von Mutter und Kind geht, ignoriert er kampagnentechnisch effizient.

4.  Rick Santorum bezeichnet öffentliche Schulen als «Fabriken» und findet, es wäre den Kindern viel mehr gedient, wenn sie zu hause unterrichtet würden. Wer würde das wohl übernehmen? Die Mütter natürlich. Das trifft sich besonders gut, da Santorum auch gegen die Erwerbstätigkeit eben dieser Mütter ist. Was liegt also näher, als die Zeit mit Grammatik und Algebra zu füllen?

Die genannten Themen sind ohne Zweifel Frauenthemen. Es wäre wohl angebracht, die weibliche Wählerschaft ebenfalls auf seine Seite zu bringen, vor allem, wenn man bedenkt, dass - anders als in der Schweiz - Amerikanerinnen den Gang zur Urne weit weniger scheuen als männliche Wähler. Es verwundert also nicht, dass in Arizona doppelt soviele Frauen für Romney stimmten, als für seinen Rivalen.

Auch wenn niemand ernsthaft daran glaubt, dass Gesetzte in Bezug auf oben genannte Angelegenheiten in naher Zukunft revidiert werden, so macht es die Amerikanerinnen doch nervös, sich Rick Santorum als republikanischer Kandidat für die anstehenden Präsidentschaftswählen vorzustellen. Oder gar als Präsident.

Oder wie LEE-ANNE GOODMAN es in der U-Bahn von einer Mitreisenden vernahm: «Es ist 2012 und Männer sagen uns immer noch, was wir mit unserem Körper tun dürfen?» Hoffentlich nicht.

Dieser Artikel erschien erstmals auf clack.ch.

Kommentare

Jasmin hat gesagt…
Amerika ist zweigeteilt:Die eine Hälfte total prüde.Der andere Teil sehr aufgeschlossen.Die weltweite grösste Pornoindustrie ist in Californien,sehr positiv 20%der Männer in Amerika sind sterilisiert!In der Schweiz leider nur 5%!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Allerwichtigste

    Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.  Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?  Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.  Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auc...

Die Hormonhölle

  Wer mich bzw. Rabenmutter (Blog und Buch) noch nicht kennt, braucht für diesen Text eine kurze Orientierung: Bei Sassines sind wir 2 Männer (Vater und Sohn, 21) und zwei Frauen (Tochter, bald 17, und ich). Soviel zur Demografie des Hauses. Als mein Sohn in die Pubertät kam, gab es schwierige Zeiten. Wir sind uns sehr ähnlich, will heissen, wir sagen, was ist. Sowohl im Positiven, wie aber auch im Negativen. Wenn uns also etwas nicht passt, meckern wir genauso, wie wir spontan «Ich liebe dich» sagen können. Jedoch gab es Zeiten, da war es kein meckern mehr, vielmehr gingen wir uns regelmässig an die Gurgel mit ausgewachsenen Wutanfällen, die einem Orkan ähnelten. Sowohl in der Kraft, als auch in der Lautstärke. Diese endeten jeweils mit einem Türenschletzen seiner- und einer Putzaktion meinerseits (Ich putze nicht gerne, ausser ich bin wütend. Meine Laune lässt sich also direkt an der Sauberkeit unseres Hauses messen.) Die anderen zwei Sassines, Vater und To...

Wenn nichts mehr geht - knapp am Burnout vorbei

Monatelang stand ich unter Strom. Dann kam der Stromausfall. Wie ich an einem Burnout vorbeirasselte… Das Hirn läuft auf Hochtouren.  Verträge aushandeln . Kuchen backen für diverse Schulevents. Den Grossen zur Töffliprüfung fahren. Hat mein Mann jenen Termin gesehen? Nochmal überprüfen. Die Grossmutter zum Arzt begleiten. Schon wieder ein Mail von diesem Geschäftspartner, dessen niveauloser Ton an Trump erinnert. Und noch ein Problemfall mit Kunden, den wir zwar nicht verschuldet haben, aber ausbaden müssen. So sahen meine letzten Monate aus. Eure vielleicht auch.   Weiterlesen auf Any Working Mom. ( Photo by  Dingzeyu Li  on  Unsplash )