Direkt zum Hauptbereich

Wider den Traditionen



«Mami, wieso sind wir auf den Hochzeitsfotos nicht drauf?» Ja, wieso eigentlich?

Das Bundesamt für Statistik bestätigte letzte Woche, was wir schon längst vermuten, weil selber erlebt. «Jede dritte Neu-Mutter ist über 35». In der Tat kenne ich selber einige, und bei meinem zweiten Kind war ich auch schon näher an den 40 als an meinem dritten Jahrzehnt.

Viel interessanter fand ich indes folgenden Abschnitt des Artikels im «Tages Anzeiger»: «Die Zahl der nicht ehelichen Geburten ist weiterhin im Steigen begriffen, wie das BFS weiter schreibt. 2012 belief sie sich auf 16'600. Zwischen 2011 und 2012 ist die Zahl um 6,2 Prozent gestiegen und hat sich innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt. So war jedes fünfte Kind ein nicht eheliches Kind.» Nicht, dass es heute für irgendjemanden – ausser vielleicht religiösen Menschen – wirklich ein Problem darstellen würde, wenn ein Paar eine Familie gründet, ohne die Partnerschaft vorher beim Standesamt gesetzlich gefestigt zu haben. Oder wie Schawinsky einst sagte: «Who cares?»

Selber habe ich einige Bekannte, die es «andersrum» gemacht haben, und manchmal frage ich mich lediglich, ob die nicht eigentlich die richtige Reihenfolge gewählt haben. Erst Kinder und dann heiraten. Wenn überhaupt. So hatten gute Freunde von uns erst zwei Mädchen und erst als die Kleinere kaum gehen konnte, beschlossen sie, eine Ehe einzugehen. Sie liebten sich – und tun es immer noch –, doch eine Ehe schien ihnen bis dahin nicht unabdingbar, um als Familie glücklich zu sein. Wieso auch? Ändern tut der Schein nicht wirklich etwas, das können mir sicherlich viele Eheleute bestätigen (von rechtlichen Belangen abgesehen, versteht sich). Das Schönste an ihrem Arrangement fand ich dann insbesondere, dass die Kinder bei der Hochzeit dabei sein konnten! Die Mädchen waren bei den Vorbereitungen dabei, haben mit den Eltern den Ort ausgesucht, durften Mama im Hochzeitskleid bewundern und lachten mit, als Papa sich bei seiner Rede ein klein wenig blosstellte. Sie haben mitgefeiert, und für die Grosse ist der Tag, an dem Mama und Papa offiziell zusammengehörten, eine einmalige Erinnerung.

Sie muss entsprechend nie fragen «Mami, wieso sind wir auf euren Hochzeitsfotos nicht drauf?» Denn sie waren dabei. Und das hat schon seinen Reiz, finden Sie nicht? Oder plädieren Sie eher für die traditionelle Reihenfolge?

Kommentare

Stef hat gesagt…
Ich denke, die Reihenfolge oder ob überhaupt Ehe / überhaupt Kinder muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir wählten den traditionellen Weg, aber eher deshalb, weil wir früher meinten, Kinder seien uns nicht so wichtig. Das änderte sich im Laufe der Jahre, und so sind wir erst nach unserer Eheschließung Eltern geworden.

Am Heiraten ist das Schöne, dass es das Zusammengehörigkeitsgefühl verstärkt - zumindest empfand und empfinde ich das so. Unsere Hochzeit war klein und beschaulich, aber für uns der bis dahin schönste Tag, der abgelöst bzw. geteilt wurde durch den Tag der Geburt unseres Stöpsels.

Jede Form des Zusammenlebens und auch Alleinelebens hat m. E. seine Berechtigung. In diversen, vorrangig katholisch geprägten Gebieten ist es ja noch so, dass Menschen (insbesondere Frauen) in gewissen Situationen komisch angeguckt werden. In Österreich lebt eine Freundin von mir: Über 40 Jahre, Direktorin an einer Privatschule, ihr Partner lebt 2 Bahnstunden von ihr entfernt in einer WG. Für viele absolut unverständlich, aber die beiden wollen das so, und nur darum geht's :)
Lorelai hat gesagt…
Lieber traditionell, da kann ich mir ein paar Ämtergänge nach der Geburt sparen. Es sei dann das Kind kommt zu schnell... aber prinzipiell soll doch jeder, wie er will!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Allerwichtigste

    Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.  Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?  Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.  Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auc...

Die Hormonhölle

  Wer mich bzw. Rabenmutter (Blog und Buch) noch nicht kennt, braucht für diesen Text eine kurze Orientierung: Bei Sassines sind wir 2 Männer (Vater und Sohn, 21) und zwei Frauen (Tochter, bald 17, und ich). Soviel zur Demografie des Hauses. Als mein Sohn in die Pubertät kam, gab es schwierige Zeiten. Wir sind uns sehr ähnlich, will heissen, wir sagen, was ist. Sowohl im Positiven, wie aber auch im Negativen. Wenn uns also etwas nicht passt, meckern wir genauso, wie wir spontan «Ich liebe dich» sagen können. Jedoch gab es Zeiten, da war es kein meckern mehr, vielmehr gingen wir uns regelmässig an die Gurgel mit ausgewachsenen Wutanfällen, die einem Orkan ähnelten. Sowohl in der Kraft, als auch in der Lautstärke. Diese endeten jeweils mit einem Türenschletzen seiner- und einer Putzaktion meinerseits (Ich putze nicht gerne, ausser ich bin wütend. Meine Laune lässt sich also direkt an der Sauberkeit unseres Hauses messen.) Die anderen zwei Sassines, Vater und To...

Wenn nichts mehr geht - knapp am Burnout vorbei

Monatelang stand ich unter Strom. Dann kam der Stromausfall. Wie ich an einem Burnout vorbeirasselte… Das Hirn läuft auf Hochtouren.  Verträge aushandeln . Kuchen backen für diverse Schulevents. Den Grossen zur Töffliprüfung fahren. Hat mein Mann jenen Termin gesehen? Nochmal überprüfen. Die Grossmutter zum Arzt begleiten. Schon wieder ein Mail von diesem Geschäftspartner, dessen niveauloser Ton an Trump erinnert. Und noch ein Problemfall mit Kunden, den wir zwar nicht verschuldet haben, aber ausbaden müssen. So sahen meine letzten Monate aus. Eure vielleicht auch.   Weiterlesen auf Any Working Mom. ( Photo by  Dingzeyu Li  on  Unsplash )