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Adieu Mini-Missen!


(Bild: mini-miss.fr)

Nicht alles ist Gold, was in den USA glänzt. Dazu gehören sicher die Miss-Wahlen der Kleinsten. Frankreich tut jetzt etwas gegen diesen fragwürdigen Import.

Der französische Senat hat diese Woche im Rahmen des neuen Gleichstellungsgesetzes die Mini-Miss-Wahlen verboten, wie auf  lemonde.fr zu lesen war. Dazu gehören alle Anlässe, die Kinder unter 16 Jahren miteinbeziehen. Wem das jetzt mehr als nur logisch erscheint, dass man in einem zivilisierten Land solche Arten der Schönheits-Glorifizierung Minderjähriger veruteilt, irrt sich. Das Verbot wurde nämlich nur knapp angenommen, mit 196 gegen 146 Stimmen der Senatoren. Dafür sind die Strafen für das Durchführen eines solchen Events umso drakonischer: Zwei Jahre Gefängnis und 30'000 Euro Busse blühen einem Organisator.

Unter das Gleichstellungsgesetz fällt das Verbot, weil es sich bei solchen Wahlen immer «ausschliesslich um Mädchen handelt», wie die Initiantin des Verbotes, Chantal Jouanno, erklärte. «Wir dürfen unsere Mädchen nicht glauben lassen, dass ihr Aussehen sie definiert. Wir dürfen nicht zulassen, dass wirtschaftliche Interessen soziale Interessen übersteigen», betonte die ehemalige Sarkozy-Beraterin und Sportministerin den Schutz der Kinder in ihrer Rede vor dem Senat.  Interessanterweise waren es die Sozialisten, die sich gegen das Verbot aussprachen, weil ihnen die Strafen zu hart erschienen.

Obwohl «das Phänomen der Hypersexualisierung gerade an solchen Anlässen exzessiv zum Zuge kommen», wie Jouanno bereits im Februar betonte, lehnte der Senat ein ebenfalls verlangtes Verbot von Kindermodels ab. Nun lesen wir überall von Pädophilen, fragen uns, was man dagegen tun kann und machen uns Gedanken, ob wir Fotos von unseren Kindern auf Facebook posten sollen oder ob wir sie damit in Gefahr bringen. Da kann es doch tatsächlich nicht sein, dass man sein Kind – seine Tochter – freiwillig einem Prozedere aussetzt, bei der sie bis zur Unkenntlichkeit «aufgepimpt» wird, um dann vor gruseligen Jury-Mitgliedern zu tanzen, singen oder was immer dann gefragt ist! Schaut man sich nämlich Internet-Seiten für solche Mini-Miss-Wahlen an, ist der Vergleich mit einer Pädophilen-Seite (zumindest stelle ich mir diese so vor) nicht mehr weit.

Was in Amerika gang und gäbe ist, soll in Europa also nicht Fuss fassen können. Gut, meine ich. Oder würdet ihr euer Kind an einen solchen Wettbewerb schicken? Und sollten nicht auch Kindermodels verboten werden? Was meint ihr? (Über solche Wettbewerbe in der Schweiz konnte ich nichts finden, Hinweise darauf nehme ich aber gerne entgegen.)
 

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