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Obligatorische Sexualerziehung?

Die "Generation Porno" ist ein Mythos. Trotz Internet, Handys und Tangas sind Jugendliche heute scheinbar nicht aufgeklärter als wir es waren. Sollten sie?

Die Studie "Jugendsexualität im Wandel der Zeit" stellt fest, dass heutige Jugendliche nicht aufgeklärter sind, als wir es vor 20 Jahren waren. Der Durchschnitt macht mit 17 seine ersten sexuellen Erfahrungen, knapp die Hälfte empfand das erste Mal als schön und über 80% verhüten dabei! Also nichts mit unverantwortlich und oversexed. Was mich als Mutter zweier Kinder natürlich überaus freut.

Aufklärung im Kindergarten?
Einzig über das Wissen der Kids bin ich überrascht. Offenbar sind sie heute nicht besser über Fellatio & Co. informiert als wir es waren. Und überschätzen ihr Wissen dennoch masslos. Deshalb will die Eidgenössische Jugendkommission den Sexualunterricht bereits im Kindergarten unterbringen.

Mich stört nicht grundsätzlich, dass unsere ganz kleinen aufgeklärt werden sollen. Seit dem ersten Kindergarten benutzen sie schon Ausdrücke wie "knutschen", "sexen" oder sonstige Worterfindungen, die sie selber nicht wirklich verstehen. Im Gegenteil, vielleicht hören sie bei entsprechendem Sexualunterricht endlich auf, solchen Unsinn in falschen Zusammenhängen von sich zu geben. Aber wäre das nicht Aufgabe der Eltern? Und zwar erst dann, wenn die Kinder danach fragen?

Ich gebe zu, wir drücken uns auch vor dieser Aufgabe. Nicht weil es uns peinlich wäre, darüber mit unseren Kindern zu sprechen, sondern weil ich persönlich Angst habe, nicht die richtigen Worte zu finden und meine Kinder zu traumatisieren, anstatt aufzuklären. Gleichzeitig will ich Sex nicht nur in Diminutiven und süsslichen Wörtern ausdrücken, da sträubt sich einfach alles in mir.

Gefühle oder Technik?
Zugegeben, ich bin ein gebranntes Kind. Meine Mutter war der Meinung, sie müsse ihrer Sechsjährigen den Geschlechtsakt mechanisch beschreiben, damit ich weiss, was wo rein geht und was dabei rauskommt. Nicht gut. Jahrelang fand ich die Vorstellung einfach nur eklig, und dass ich zwei Kinder zeugen konnte, grenzt eigentlich an ein Wunder.

Dennoch glaube ich, es ist nicht Aufgabe der Schule, unsere ganz Kleinen aufzuklären. Das soll zu hause, mit einiger Vorsicht und dem Kind entsprechender Wortwahl geschehen. Die Grossen hingegen sollen auf jeden Fall umfassenden Sexualunterricht geniessen. Die sollen verstehen, was in den jeweiligen Körpern genau abgeht und wieso man sich Geschlechtskrankheiten holen bzw. schwanger werden kann.

Und mal ganz ehrlich: Wer stellt sich bei einem Fünfjährigen schon gerne ein eventuelles Sexleben in Zukunft vor? Irgendwie schaudert's doch jede Mutter und jeden Vater, nicht?

Oder wie habt ihr eure Kinder aufgeklärt?

Kommentare

der Oe hat gesagt…
Aufklärung? Gaanz einfach: Du Papi, was heisst "fuck" und wie geht das?
-> Geh Mami fragen... :o)

Aber mal ernsthaft. Ich gehe davon aus (und funktioniere bis jetzt nach Möglichkeit auch so), dass die Kids alles fragen was sie interessiert. Und sofern ich dann im entscheidenden Moment nicht kneife und mir irgendeinen Stumpfsinn zu den Fingern raussauge, kommt mein Kind auch das nächste und übernächste Mal zu mir und fragt mich (oder erzählt mir...) was es gerade so beschäftigt.
Unsere Tochter ist 9,5 und - zumindest geht da der stolze Papa davon aus - eigentlich ziemlich "gut" aufgeklärt (was auch immer das heissen mag...).

Aber deswegen mag ich mir immer noch kein Sexualleben bei ihr vorstellen... Und der erste Kerl, den sie nach hause bringt, den jage ich imfall so was von zum Teufel... :o)
Das wird mein nächstes Thema: Väter und ihre Aversion gegen die männliche Begleitung ihrer Töchter...

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