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Liebe Eltern: Haltet endlich die Klappe!

Eltern reden gerne über ihr Elternleben. Auch online. Leider.



Und das von einer Bloggerin, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, über ihr Leben als Mutter zu schreiben? «Frechheit!» werden Sie jetzt denken. Doch nicht ich bin der Meinung, dass Eltern die Klappe halten sollten (also manchmal schon), sondern die Bloggerin Blair Koenig, die es mit ihrem Blog «STFU, Parents» (Shut The Fuck Up) bis in die Schweiz geschafft hat.
 
Was sie an Eltern stört? Dass sie alles, aber auch ALLES über sich, ihr Leben und vor allem ihre Kinder mitteilen müssen. Vorwiegend auf Facebook. Der Furz als Statusmeldung... Und das nervt sie. Tierisch! Ach ja, sie hat übrigens keine Kinder, falls daran noch ein Zweifel bestand.
 
Nun muss ich gestehen: Ich finde die Dame zum Schiessen. Sie bringt so vieles auf den Punkt, dass unsereins (sogenannte Mommyblogger – wie ich diesen Ausdruck hasse ) eigentlich gleich einpacken könnte und irgendwie gar nichts mehr sagen möchte. Bis auf den Hinweis, ihr Buch zu kaufen. Darin geht es nämlich darum, was Eltern alles NICHT teilen sollten und warum die elterlichen Statusmeldungen (kinderlose) Leser so unglaublich nerven. Hier ein paar Beispiele:
 
1. Identitätsverlust 
Das ist natürlich nicht bei allen so, aber wie viele Mütter und Väter kennen Sie, die ihr Facebook-Bild mit dem ihres Kindes (oder zusammen mit ihrem Kind) ersetzt haben? Und deren Berufsbezeichnung plötzlich «Windelwechsler, Multitasker, Kinderfütterer und Sich-Wiederholer» heisst? Eben! 

2. Schwangerschaft & Geburt LIVE-Ticker
Bei denen weiss man schon, was für Online-Eltern sie sein werden. «Erste Wehen: Spital oder nicht Spital?». «Die Gebärzimmer in der Klinik XY sind toll!» «Susi macht das toll, jetzt noch den Endspurt!». So in etwa klingen dann deren Statusmeldungen und man fragt sich nur noch, wieso die Hebamme ihnen das nicht einfach verbietet. Zu viel Information, findet Koenig.
 
3. Heilige Mutter
«Heute waren wir zum ersten Mal im McDonald’s.» Wer dieser Mutter auf Social Networks folgt, weiss, dass ihr Kind bereits sechseinhalb ist. Die (nicht ganz) versteckte Info? Dass sie Supermom ist, die ihr Kind bisher gesund und Bio und was-weiss-ich ernährt und den bösen, bösen Junkfood gemieden hat. Eine Welle für die heilige Mutter!
 
4. Martyrium
«Wieso müssen die doofen Presslufthammer genau dann am lautesten hämmern, wenn Klein-Britney ihren Mittagsschlaf macht? Armes Baby. Und armes Mami, die ohne Mittagsschlaf auskommen muss.» Jede Mutter, die schon auf diesen verzichten musste, kann ihr zwar nachfühlen. Die Freunde aber, die im Büro sitzen, werden sie demnächst aus ihrer Liste löschen. So viel Zynismus in einer einzigen Statusmeldung hält ja keiner aus. 
 
5. Unangebrachte Meldungen
«Erwischte die Kleine heute dabei, wie sie auf unseren Kondomen rumkaute. Schön, dass wenigstens sie einen Nutzen dafür fand.» Ob das die Kleine auch so schön fand? 
 
6. Im Bad
«Hei, war das ein grosser Gaggi!» Gut, dass ich zu Mittag sowieso nichts essen wollte... Mir ist auch klar, dass wir nie wieder so viel über Fäkalien reden werden, wie als unsere Kinder noch klein waren und wir – Windel sei dank – jeden «Outcome» mitbekamen. Aber online? Nein, danke!
 
7. Anspruchsberechtigte Eltern
«Heute musste ich mit Baby im Regen 200 Meter weit laufen, weil das doofe Restaurant mich nicht vor dem Haus parken liess. Da gehe ich nie wieder hin!» Es sind dieselben Eltern, die den Behindertenparkplatz gerne für sich beanspruchen würden. Einfach weil sie Eltern sind. Sprich: Kinder haben. Und die sollen um Gottes willen nicht nass werden!
 
Von meiner Seite möchte ich noch folgende Kategorie hinzufügen:
 
8. Eltern im Ausgang
Wir Eltern gehen selten aus, sicherlich. Doch muss es sein, dass wir jeden Drink, jedes Hors d’Oeuvre fotografieren und online stellen müssen? WÄHREND wir im Restaurant sitzen? Oder noch schlimmer: Uns selbst fotografieren, um das Bild dann mit ganz vielen Herzli zu posten? «Endlich wieder mal nur wir zwei.» Und ein paar hundert Friends auf Facebook... Also, wenn ich mit meinem Mann ENDLICH wieder mal ausgehen darf, dann mache ich das gerne offline. Und Sie?
 
Übertreibt Blair Koenig? Kennen Sie solche Eltern? Oder sind Sie gar selber so?

Kommentare

Andrea Mordasini, Bern hat gesagt…
Einmal mehr halt so ein typischer Angriff einer (frustrierten?) Kinderlosen, die wohl entweder zu viel Zeit und/oder tatsächlich keine Probleme hat... Was ist denn mit all den Kinderfreien, die über ihr Leben, ihren Alltag, ihren Job, ihre Sorgen, Nöte und Freuden Beiträge posten im Internet? Da motzt doch auch niemand gross rum, oder?! Wer solches Kinderthemenzeugs nicht interessiert, soll es eben nicht lesen und sofort wegklicken. Kann ja doch nicht so schwer sein...! Wo also liegt das Problem? Ich habe weder einen Facebook-Account noch bin ich Mamabloggerin, doch stören tun mich solche Statesment nicht im Geringsten. Wieso auch? Umgekehrt gebe ich aber auch nicht gleich jeden "Furz" preis, egal ob per Internet oder im realen Leben. Besondres vorsichtig bin ich im Worldwideweb mit Fotos, da gibt es gar keine, und mit dem Nennen der Vornamen meiner beiden Kinder. Mit etwas mehr "Leben und leben lassen", etwas mehr Mit- und Füreinander, gegenseitiger Toleranz, Akzeptanz, Verständnis und Lockerheit würden sich solche Diskussionen nämlich erübrigen... ;)
Lorelai hat gesagt…
Da kann ich Andrea nur recht geben, Kinderlose furzen genauso sinnfrei auf FB rum... Ich sag nur: Braucht ja keiner zu lesen, den's nicht interessiert! Ich lese liebend gerne Mama-Blogs mit SS-Ticker, Segelflieger-Hobby-Blogs lasse ich aus. Jedem das Seine!
Anonym hat gesagt…
Ich unterscheide eher zwischen Exzessivmitteilungsbedürftigen, Mittelmiteilungsbedürftigen und Schweigern. Erstere sind allgegenwärtig, in sämtlichen gesellschaftlichen Schublädchen zu finden und haben nur eine Gemeinsamkeit: Die Neigung Nichtigkeiten und Intimitäten mit Fremdschampotential zu teilen.
Stef hat gesagt…
Also abgesehen von der Gefahr (jaja, ich erhebe erst mal den Zeigefinger), die davon ausgeht, Kinderfotos öffentlich zu teilen (ich bin überzeugt, dass das die Privatsphäre der Kinder verletzt), finde ich:
Eltern sind stolz auf ihre Kinder, dann sollen die auch über jeden Pups berichten. Machen doch Hundebesitzer auch über jedes Häufchen ihres Hundes. Nicht vergleichbar? Doch, schon, denn es könnten doch generell etliche Bücher über die nervigsten Statusmeldungen überhaupt verfasst werden. Facebook hat mittlerweile Listen eingeführt - wer mich nervt, den setze ich auf eine Liste, die nicht immer durch meine Timeline läuft, wen ich nerve, der soll das genauso machen.

Leben und leben lassen - socialn und socialn lassen ;)

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