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Superkids

Mit grossem Vergnügen las ich dieses Wochenende wiedermal die "Miss Universum" im Magazin. "Menschenskinder" betitelt Frau Roten ihre Kolumne und beschreibt darin, wie die Kinder in ihrem Umfeld "talentiert" und "begabt" sind. Bescheidenheit - nicht einmal falsche - scheint unter heutigen Eltern in der Tat keine Tugend mehr zu sein.

Kürzlich sass eine andere Rabenmutter bei mir und beklagte sich darüber, ihre Nachbarin gehe ihr mächtig auf den Senkel, wie sie ihren Sohn in den Himmer lobe, obwohl es ihres Erachtens gar nicht sooo viel zu loben gäbe. Er könne mit seinen vier Jahren doch schon soo gut sprechen, meinte jene stolze Mama, obwohl er zweisprachig aufwachse etc. etc. blablabla.

Ich musste zugeben, diese Rabenmutter war tatsächlich keine dieser Mütter, die ihre eigenen Kinder auf ein Podestchen stellt, als hätten sie bereits in der ersten Klasse den Nobelpreis verdient. Deshalb sass sie schliesslich auch an meinem Tisch. Sonst hätte sie nämlich regelrechtes Hausverbot.

Wenn ich nämlich darüber nachdenke, verkehre ich mit keiner einzigen Mutter, die allen Ernstes denkt, ihre Kinder seien schlauer, schneller, schöner als andere. Meine Freundinnen sind alle recht bescheiden und objektiv, was ihren Nachwuchs angeht. Alles andere wäre mir einfach zu anstrengend.

"Was, dein Kleiner schläft immer noch nicht durch? Keine Ahnung, was du falsch machst, bei mir ist das seit Monaten kein Thema mehr!" "Eure Kinder mögen euer Essen nicht? Verstehe ich nicht, meine freuen sich immer auf Fenchel und Broccoli!" Solche Statements musste ich mir natürlich auch schon anhören, kann diese Frauen jedoch wirklich nicht meine Freundinnen nennen. Solche Aussagen bewirken bei mir ein akutes "Bye-Bye-Syndrom": Lass dich ja nie wieder bei mir blicken!

Als würde es nicht reichen, dass man ab Geburt der Kinder sowieso schon immer ein schlechtes Gewissen hat, man müsse mehr mit den Kindern unternehmen, sie fördern und überhaupt mehr spielen, da brauche ich nicht noch Mit-Mütter, die mir so kommen!

(Bild:
HQubed Stuff)

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