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Unmännlich?

Und wiedermal spricht mir der Friedli aus der Seele. Nicht nur, was seine Kritik an unserem Lieblings-Roger angeht, auch die Tatsache, dass Männer in Frauenpositionen Schwierigkeiten haben, ernst genommen zu werden.


Wieso ist das eigentlich umgekehrt mittlerweile weniger der Fall? Eine Automechanikerin ist doch ziemlich cool, wenn nicht gar sexy. O.k., was da für sexuelle Männerfantasien mit hineinspielen, sei mal mal dahingestellt. Aber Frauen, die sich in klassischen Männerberufen durchsetzen, sind stark. Männer in sogenannten Frauenberufen sind etwas peinlich. Nicht?

Dann denkt mal an die männlichen Hebammen, Pfleger, Sekretäre und Krippen-Betreuer. Glaubt ihr nicht auch, dass die im Kollegenkreis etwas Mühe haben? Ganz zu schweigen von den Vermutungen über ihre sexuellen Neigungen... Und dieses "Problem" scheint eben auch Männer anzugehen, die den Haushalt schmeissen und ihre Kinder erziehen. Ohne Krawatte!

Aber wie eine Studie, die auch Herr Friedli vor nicht allzu langer Zeit erwähnt hat, bewiesen hat: Männer, die im Haushalt mit anpacken, machen ihre Frauen glücklicher und zufriedener. Ergo mehr Sex, ergo weniger Scheidungen. So und jetzt lest bitte die neuste "Hausmann-Kolumne" selber:

Männerfrage?
Mich kann man ja nicht ernst nehmen. Denn: «Ein Mann kann nicht erwarten, ohne Krawatte wirklich ernst genommen zu werden.» Der Chefredaktor der «Weltwoche», Roger Köppel, schrieb das, ich habs mir rausgerissen. Ui ui ui, wann trage ich schon Krawatte? Höchstens zu Hochzeiten. Heuer also ein einziges Mal, als Ruth und Philip heirateten. Die einzige Krawatte in meinem Besitz ist übrigens – jetzt wird eine Frau Sigg laut aufkreischen – rosa. Besagter Frau Sigg stiess meine Schwäche für Bébékleidchen sauer auf: «So was von Kitsch geht einem ganz gehörig auf die Nerven!», mailt sie. Und fragt: «Sehr geehrter Herr Friedli, haben Sie nicht langsam das Gefühl, Sie übertreiben etwas mit Ihrem ‹Frau/Mann-Sein›. Bei Ihnen hat man das Gefühl, man sollte Sie selber in einen Strampler stecken.»

Vermutlich verhält es sich mit Frau Sigg und Herrn Köppel ähnlich: Unsere Bilder von einem Mann sind unvereinbar. Mich stört nicht, dass ich selten bis nie krawattiert bin. Und, sorry, ich fühle mich, wenn ich Babysachen aussuche, durchaus als Mann. Sogenannt «männliche» Eigenschaften hab ich immer noch genug. Welche vernünftige Hausfrau würde zwei Nachbarinnen und einen Schwiegervater als Kindersitter einspannen, damit sie, wie ich unlängst, den Young Boys im fernen Brügge beim Verlieren zuschauen gehen könnte? Eben.

Es stellt sich die Urfrage, wann ein Mann ein Mann ist. Das mit der Krawatte erfülle ich kaum. Dafür gröle ich primitiv in Fankurven. Gibt das Punkte auf der Köppel’schen Männerskala? Und gibt es Abzug, weil ich Hanslis Wölfli-Abzeichen ziemlich einwandfrei aufs Pfadihemd genäht habe? War das unmännlich? Bin ich gar ein Weichei, weil ich meiner Frau zuweilen die Blusen bügle, die sie trägt, wenn sie ins Büro geht? Ich finde, man dürfe beides, «Schiri, du Pfiiiiffe!» johlen und Blusen glätten. Kann nicht schaden, die Rollen etwas aufzuweichen. Dass unsere Tochter, die Fussballerin, ein «typisches» Knabenhobby hat, stört mich ebenso wenig wie, dass der Bub manchmal mit Puppen spielt. Mich dünkt nämlich, die Welt wäre keine schlechtere, wenn mehr Männer Freude an rosa Stramplern hätten statt an, sagen wir mal, Geländewagen und Knarren. Und ich musste schmunzeln, als der «Blick» neulich von «Männerdiskriminierung» und drohendem Matriarchat hyperte, nur weil ein Entwurf zum neuen Namensrecht vorsieht, Mütter könnten verlangen, dass die Kinder ihren Nachnamen tragen. Haben Sie etwa geglaubt, unsere Kinder hiessen Friedli? Dann muss ich Sie enttäuschen. Und es kratzt mich so was von nicht, dass sie nicht meinen Namen tragen.

Herr Köppel übrigens schreibt in seinen jüngsten Editorials, zu denen er stets adrett mit blauer Krawatte posiert, die Bankenkrise sei keineswegs eine Krise des Kapitalismus, nein, nein, all die Linksnostalgiker und Liberalisierungsskeptiker hätten unrecht, der Staat müsse jetzt nur hurtig den Banken auf die Beine helfen und dann schleunigst wieder abstinken und die freien Märkte ungehindert wuchern lassen …

Wenn ich solches lese, bleibt einzig anzufügen: Manche Männer können auch mit Krawatte nicht erwarten, ernst genommen zu werden.


Text Bänz Friedli

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