Direkt zum Hauptbereich

Liebe Afrikanerinnen: Macht doch bitte keine Kinder mehr. Besten Dank. Eure Schweiz.


So in etwa müsste sich die Ecopop-Initiative präsentieren. Wenn sie dann mal so ehrlich wäre.

Ist sie aber nicht. Unter dem Mantel des „Menschenrechtes auf Familienplanung und die Stärkung der Rechte der Frauen“ (auch wenn von diesen Rechte im Initiativtext kein Sterbenswörtchen steht), möchten die Initianten Drittweltländer dazu anhalten, bitte weniger Kinder zu produzieren. Sonst kommen die nämlich früher oder später alle zu uns und dann leidet die Natur darunter. Der Zusammenhang ist so haarsträubend, dass es eigentlich zum Lachen wäre. Wäre es nicht so traurig. Denn 10 Tage vor Abstimmung liegt das Ergebnis bei 50:50.
Zuwanderungsbeschränkung ist in diesem Land seit langem ein Thema. Das erfuhren meine Eltern schon vor über 40 Jahren, als sie in die Schweiz kamen(weil man meinen Vater aus beruflichen Gründen in dieses Land gebeten hat. So wie das heute ebenfalls sehr oft der Fall ist). James Schwarzenbach war damals der Mann, der den Schweizern erklärte, das Land müsse wieder sauber werden. Sauber vor Ausländern, die das blitzeblanke Strassenbild verschandelten. Auch wenn sich viele Ja-Stimmer noch heute nicht bewusst sind, wie viel ihnen von Ausländern abgenommen wird (oder versuchen Sie sich mal vorzustellen, alle Ausländer würden einen Tag lang die Arbeit niederlegen. Was würde passieren?), so hat eine gewisse Kontrolle und ein vernünftiges Mass sicherlich seine Berechtigung. Das ist aber nicht die eigentliche – entschuldigen Sie – Schweinerei der Ecopop-Initiative. Die geht nämlich weiter (und das wird in den meisten tendentiösen Berichterstattungen nicht speziell erwähnt):
„Der Skandal liegt in der Verbindung von Zuwanderungsbeschränkung in der Schweiz mit Geburtenkontrolle in der Dritten Welt. Offenbar reicht es nicht aus, die Ausländer zu kontingentieren, um in der helvetischen Heimat die Unversehrtheit von Wald, Weid und Alpenbrache zu bewahren. Es müssen zu diesem hehren Zweck auch aktive Anstrengungen unternommen werden, um in der Sahelzone die Geburtenrate zu senken. Globale Denatalität zum ökologischen Wohl der Heimat. Oder im Klartext: weniger Negerlein. Das ist die politische Substanz der Ecopop-Initiative. In der schönen Schweiz des Jahres 2014 könnte sie mehrheitsfähig sein.“ Besser als Daniel Binswanger im Magazin hätte ich es auch nicht sagen können.

Es ist übrigens auch nicht so, dass die „Afrikafreunde“ von Ecopop die Entwicklungshilfe erhöhen wollten, um ihre tollen Ideen überhaupt umzusetzen. Vielmehr müssten mindestens 10 Prozent eben dieser Hilfe neu für Familienplanung ausgegeben werden. Nicht für Schulen, Medizinische Versorgung oder Wasser. Sondern schlicht dafür, dass sie sich bitteschön nicht mehr vermehren.

Nun ist dieses Gedankengut nichts Neues. In braunen Programmen der Nationalsozialisten waren solche Ideen alltäglich. Genauso wie die Vernichtung von behinderten Kindern (die ja auch umgesetzt wurde) und sonstigen menschenverachtenden Massnahmen, um die Heimat „zu säubern“. Am 30. November werden nun wir Schweizer (schon wieder!) an die Urne gebeten, um faschistische Ideen umzusetzen. Wollen wir wirklich, dass unsere Kinder in einer Schweiz aufwachsen, deren einziges Ziel es ist, eben diese „sauber“ zu halten? Sollen sie in einer Schweiz leben, deren ökologisches Gewissen davon abhängt, wie viele Afrikanerinnen sterilisiert wurden? Für mich wäre das ein Grund, dieses Land, das meinen Vater und seine Familie vor über 40 Jahren geholt hat, wieder zu verlassen. Oder wie sehen Sie das?
 Mehr Infos zur Ecopop-Intitiative finden Sie hier.

Kommentare

Christian unterbunden hat gesagt…
Ich bin mindestens 4 Mal pro Jahr beruflich in Mombasa/Kenia.Habe dort mit Einheimischen interessante Gespräche.Der Wunsch nach Verhütung ist sehr present in den Menschen."Wir wollen Verhütung wie Europa".Sie wissen genau= Durchschnittwert in Europa 1,5 pro Frau.Die Vasektomiekliniken haben regen Zulauf z.b.Marie Stopes.Mit der Zeit werden auch Kondome verwendet,vor allem wegen Aids.Leider sind die Boys auf dem Land Machos.Deshalb wollen die Frauen Langzeitverhütung Implant,Spirale.Eine Vasektomie in Mombasa kostet umgerechnet 100 Fr.bei einem Vasektomieexperten.Ich habe 7 unserer Mitarbeiter Ihren Wunscheingriff finanziert.Ihre Meinung zwei Kinder sind genug.Wieso soll man die FREIWILLIG gratis Verhütung z.b. in Afrika nicht unterstützen?
Natürlkich soll man Verhütung unterstützen. Aber doch nicht unter dem Mantel von Menschenrechten, wenn man in Tat und Wahrheit einfach weniger Afrikaner "züchten" möchte, die dann sowieso nur usner Sozialsystem plündern, unsere Jobs klauen und unsere Luft verpesten? DArum gehte es eben bei Ecopop und nicht um echte Hilfe! DAs magische Wort lautet "freiwillig"!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Allerwichtigste

    Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.  Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?  Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.  Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auc...

Die Hormonhölle

  Wer mich bzw. Rabenmutter (Blog und Buch) noch nicht kennt, braucht für diesen Text eine kurze Orientierung: Bei Sassines sind wir 2 Männer (Vater und Sohn, 21) und zwei Frauen (Tochter, bald 17, und ich). Soviel zur Demografie des Hauses. Als mein Sohn in die Pubertät kam, gab es schwierige Zeiten. Wir sind uns sehr ähnlich, will heissen, wir sagen, was ist. Sowohl im Positiven, wie aber auch im Negativen. Wenn uns also etwas nicht passt, meckern wir genauso, wie wir spontan «Ich liebe dich» sagen können. Jedoch gab es Zeiten, da war es kein meckern mehr, vielmehr gingen wir uns regelmässig an die Gurgel mit ausgewachsenen Wutanfällen, die einem Orkan ähnelten. Sowohl in der Kraft, als auch in der Lautstärke. Diese endeten jeweils mit einem Türenschletzen seiner- und einer Putzaktion meinerseits (Ich putze nicht gerne, ausser ich bin wütend. Meine Laune lässt sich also direkt an der Sauberkeit unseres Hauses messen.) Die anderen zwei Sassines, Vater und To...

Wenn nichts mehr geht - knapp am Burnout vorbei

Monatelang stand ich unter Strom. Dann kam der Stromausfall. Wie ich an einem Burnout vorbeirasselte… Das Hirn läuft auf Hochtouren.  Verträge aushandeln . Kuchen backen für diverse Schulevents. Den Grossen zur Töffliprüfung fahren. Hat mein Mann jenen Termin gesehen? Nochmal überprüfen. Die Grossmutter zum Arzt begleiten. Schon wieder ein Mail von diesem Geschäftspartner, dessen niveauloser Ton an Trump erinnert. Und noch ein Problemfall mit Kunden, den wir zwar nicht verschuldet haben, aber ausbaden müssen. So sahen meine letzten Monate aus. Eure vielleicht auch.   Weiterlesen auf Any Working Mom. ( Photo by  Dingzeyu Li  on  Unsplash )