Verlassen Sie die Bühne!



Unsere Kinder brauchen uns für die Schule weniger, als wir glauben.

Hausaufgaben-Hilfe. Prüfungs-Vorbereitung. Elterliche Mitarbeit an Schulanlässen. Über diese Dinge habe ich hier schon mehrfach berichtet, der geneigte Leser hat in den Texten sicherlich erkannt, dass mir diese ein Greuel sind. 

Neben meinem 4.-Klässler zu sitzen, weil er möchte, dass ich Fragen zu seinen Hausaufgaben beantworte, ist für mich Stress pur. Ich habe weder das Sitzleder noch die pädagogischen Fähigkeiten – von der fehlenden Lust ganz zu schweigen – , mich auf einen Zehnjährigen und seine Matheprobleme einzulassen. Aber wenn er der Einzige ist, dessen Eltern ihm nicht bei den Hausaufgaben «helfen», bin ich ja auch mit daran Schuld, wenn er in der Schule versagt. Was immer das heisst, aber das ist schon wieder ein anderes Thema. 

Nun gibt es ja Studien zu allem und nichts, und Blogger neigen dazu, sich die Studie rauszupicken, die ihnen gerade in den Kram passt. So auch hier und jetzt. So haben die Autoren Keith Robinson und Angel L. Harris für ihr Buch «The Broken Compass: Parental Involvment With Children’s Education» über 20 Jahre hinweg das schulische Verhalten amerikanischer Schüler studiert. Und zwar im Hinblick auf die Beteiligung der Eltern an schulischen Aktivitäten wie Hausaufgaben und Prüfungen. Die Ergebnisse fassten sie letzte Woche in der New York Times zusammen. Was sie herausfanden? Dass wir Eltern unseren Kindern mehr schaden als nützen! Ha! 

Tatsächlich waren Kinder, deren Eltern weniger in ihre schulische Bildung involviert sind, im Durchschnitt besser in der Schule als jene mit den eifrig helfenden Eltern. Ihre Untersuchungen gehen sogar so weit zu sagen, dass elterliche Hilfe eine negative Auswirkung auf den akademischen Erfolg der Kinder hat! 

Ungeachtet der sozialen Schicht, Herkunft oder bestehenden Schuldnoten, Hausaufgaben-Hilfe wirkt sich negativ auf die Noten aus. Eltern sind also nicht sehr effektiv mit ihrer Hilfe, im Gegenteil: Kinder von Eltern, die regelmässig bei den Hausaufgaben halfen, schrieben schlechtere Noten, als selbstständige Kinder. Leider sagt das Autorenpaar in dem Artikel nicht, woran das liegt. 

Wenn es bei Ihnen zu Hause so ist wie bei uns, dann liegen die Gründe nahe: zu wenig Geduld, pädagogisch nicht auf der Höhe und wohl eine Erwartungshaltung von Mami, die das Kind mehr stresst als hilft. 

Sollen wir Eltern uns nun ganz aus der Schuldbildung raushalten? Nein, meinen die Autoren bestimmt. Es gibt ein paar Punkte, mit denen wir unseren Kindern helfen können:
  • Eine allgemeine Erwartungshaltung und Mut machen, eine gute Ausbildung zu absolvieren.
  • Diskussionen über die Schule und die damit verbundenen Aktivitäten führen.
  • Ev. Nachhilfeunterricht organisieren, wo nötig.
Eltern sind natürlich wichtig für die schulischen Leistungen ihrer Kinder, einfach nicht so, wie wir bis anhin angenommen haben. Es ist also nicht unabdingbar, neben unseren Kindern zu sitzen, wenn sie Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben haben. Auch sollten sie sich auf Prüfungen selber vorbereiten. Die Autoren der Studie möchten auch festhalten, dass die elterliche Beteiligung an Schulanlässen für den schulischen Erfolg nichts bringt, wie viele Schulen suggerieren. 

Kurz: Wir Eltern sollten die Bühne bauen und sie dann verlassen. Ich brauche kaum zu erwähnen, wie erleichtert ich über dieses Ergebnis bin...

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