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Sarkasmus ade!

Eine gute Mutter hat anscheinend keine Geheimnisse vor den lieben Kindern. Kann das sein?

Eigentlich komme ich selten auf einen Text zurück, den ich hier schon publiziert habe, aber in diesem Fall muss es sein. Vorletzte Woche erschien auf dem Blog von wir eltern „Müttergeheimnisse“, in dem es darum ging, was wir Eltern zwar oft denken, unseren Kindern aber nicht unbedingt gestehen würden. Beispielsweise, dass wir viele Bastelarbeiten oder Zeichnungen nicht so toll finden und sie heimlich entsorgen. Oder dass wir innerlich zugeben müssen, dass unsere Kinder eben nicht die intelligentesten und schönsten sind. Implizieren wollte ich damit, dass es aber trotz allem ok ist und wir unsere Kinder dennoch über alles lieben. Doch das war offenbar nicht verständlich.

Denn viele Mütter scheinen diese Art von Ironie nicht zu verstehen. Wenn es um die lieben Kinder geht, ist nämlich fertig lustig. Den Kommentatorinnen taten meine Kinder einfach nur leid.

Ich kann natürlich nachvollziehen, wenn man den gelesenen Zeilen einfach nichts abgewinnen kann und man sie schlicht und ergreifend nicht witzig findet. Viel interessanter sind jedoch die Kommentare, die darauf abzielen, aus der Autorin eine schlechte Mutter machen zu wollen. Weil sie es wagt, sarkastisch über ihre Kinder und deren Qualitäten und Defizite nachzudenken.

Haben wir zusammen mit der Plazenta damals auch unseren Humor ausgestossen?
Sind uns Kinder so heilig, dass es nicht mehr gestattet ist, Witze über sie zu machen? Zugegeben, auch ich kann nicht über alles lachen, Witze über Pädophile etwa finde auch ich bedenklich. Aber dient Humor nicht dazu, Dampf abzulassen und ehrlich auch die eigenen Defizite zugeben zu können? Kann es wirklich sein, dass die entrüsteten Mütter noch keinen einzigen Tag gedacht haben, Kinder seien das Beste, vor allem wenn sie schlafen? Dass sie ihre Kinder noch nie angelogen haben bezüglich einer Zeichnung, die einen Strich mit Kreis zeigt, aber eben nicht erkannt haben, dass das ein Tyrannosaurus Rex sein soll?

Es ist nicht das erste Mal, dass mir der Mangel an Sarkasmus bei uns Schweizerinnen auffällt. Sobald das Baby da ist, höre ich schnell dieses mitleidige „ohhhh“, wenn Papa einen üblen Witz reisst. Denn Männer sehen es weniger eng. Sie senken ihr Humor-Niveau nicht automatisch auf dasjenige eines Kleinkindes, nur weil sie Nachwuchs haben. Doch die witzige Frau, in die sie sich einmal verliebt haben, „muttiert“ zur fürsorglichen Glucke, die ihre Kinder beschützen will. Auch vor der Ironie einer anderen „bösen“ Mutter. 

Kommentare

Rebecca Hans hat gesagt…
Liebste Rabenmutter,
die Humorlosigkeit in punkto Elternthemen ist mir auch schon wiederholt aufgefallen. Aber jetzt habe ich Konsequenzen gezogen. Kann ja nicht sein, dass einfach so einer Mitmutter wegen Müttergeheimnissen die Nase lang gezogen wird. Und so habe ich den
!! European Super Mum Contest!!
ausgerufen.
Vielleicht haben motzende Mütter einfach nur das Problem, dass sie selbst viel zu wenig Lob bekommen. Und während unsere lieben Krawattenträger das Spiel im Büro schon lange spielen, so lange bis sie selbst dran glauben, hat es sich in Frauenkreisen viel zu wenig etabliert:
Das Eigenlob! Bis die Schwarte kracht! Und alle anderen einstimmen!
Daher forderr ich alle MitMütter auf: Lobt Euch selbst, bis es auf keine Kuhhaut mehr geht! Auf dass das gemeinsame Loblied uns in nie geahnete Höhen schwingt: Vielleicht der Müttersolidarität.
(Ja, ich kann nicht leugnen, dass ich eine Idealistin bin.)
Dir ein Danke: Du warst ein Steinchen des Anstoßes dieses Internet-Groß-Versuchs.
Meine liebe, ich werde mir jetzt erlauben, den Contest auf rabenmutter.ch zu posten. Einwände melden, ansonsten hoffe ich (bzw. erwarte ich) ein paar Schweizer Teilnehmerinnen!

Super Idee!

Deine Rabenmutter

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