Direkt zum Hauptbereich

Müttergeheimnisse

Es gibt Dinge, die kann man seinen Kindern nicht sagen. Und wahrscheinlich sollte man das auch nicht.

Heute Morgen stand mein Sohn konsterniert im Wohnzimmer und starrte auf ein leeres Pack Gummibärchen. Er hielt es mir hin, mit einem Blick, der Enttäuschung und Unverständnis ausdrückte, und fragte mich: «Habt ihr das gestern einfach so gegessen? Ohne mich?»

Dazu muss ich gestehen: Die Gummibärchen hatte ihm sein Gotti geschenkt. Und ich hatte sie weggelegt mit der Begründung, abends gäbe es keine Süssigkeiten, er könne morgen welche zum Dessert haben. Als das Gotti dann ging, machten mein Mann und ich uns über die Süssigkeiten her. Nun schäme ich mich. Ein wenig.

Doch es gibt sie, diese Dinge, die man den Kindern einfach nicht sagen kann. Entweder, weil es einfach zu peinlich ist. Oder weil es sie verletzen würde. Oder einfach weil es für Mami Image-schädigend wäre.

Hier eine kleine Liste der Dinge, die wir unseren Kindern beim besten Willen nie sagen werden (oder erst wenn sie älter sind und selber Kinder haben):
  • Wir essen gerne Junkfood, auch wenn wir dauernd predigen, es sei ungesund.
  • Nein, du bist nicht das hübscheste Kind auf Erden.
  • Du bist auch nicht das intelligenteste Kind seit Einstein. 
  • Wahrscheinlich würden sogar die Kinder in Afrika Mamis Suppe «grusig» finden.
  • Ich finde deinen besten Freund total nervig und am liebsten würde ich dir den Kontakt mit ihm verbieten.
  • Es ist oft NICHT okay, dass du so bist, wie du bist. 
  • Wir werfen deine Bastelarbeiten in den Abfall, wenn du gerade wegschaust.
  • Ich sag zwar, dass ich es tue, aber meistens verstehe ich deine Probleme nicht.
  • Deine Geschenke gefallen mir meistens nicht besonders.
  • Am liebsten habe ich dich, wenn du schläfst.
  • «Ich zähle bis drei», aber meistens weiss ich danach nicht, was passieren wird.
  • Euch zu gebären, war ein extrem schmerzhaftes Erlebnis. 
Und was verschweigt Ihr euren Kindern?

Dieser Text wurde erschien letzte Woche auf dem Blog von wir eltern und erntete ausschliesslich harsche Kritik. Nun interessiert mich, was ihr davon haltet. Habe ich den Bogen überspannt? Sind solche Witze über unsere Kinder zuviel des Schlechten? Oder haben rabenmutter.ch Leserinnen mehr Humor? Danke für eure Feedbacks, auch negative!

Kommentare

Frau Rauf und Runter hat gesagt…
herrlich :-))))
Ich kann alle Punkte bejahen 8) *schäm und bin wohl def. auch ein Rabenmami! Aber wenn man es nüchtern betrachtet ist es einfach so. Alle haben wir zwischendurch diese Gedanken (also davon gehe ich jetzt mal aus :P ) Es gibt einfach Momente wo's genug ist!
Nur weiter so! Genau solche ehrliche Postings zeigen einem, dass es überall "mänscheled" und ich hätte wohl ganz erstaunt auf die leere Gummibärlipackung geschaut und meinen L's mitgeteilt, dass wohl ein Räuber die Gummibärli geklaut habe :D
rabenmutter hat gesagt…
Dachte ich es mir doch, dass rabenmutter-Leserinnen mehr Humor haben, bzw. ehrlicher sind. Andere Rabenmütter haben mir das gestern auch bestätigt, alles halb so wild. Schade, dass viele Mütter alles so eng sehen und alles für bare Münze nehmen. Danke!
swissmiss hat gesagt…
Offen zu sagen, dass frau ihr Kind nicht für den Nabel der Welt hält, ist einer der grössten Tabubrüche, denke ich! Deshalb ist es ja auch so ein Affront, ein arbeitendes Mami zu sein. Mein Kind ist 11 Monate alt, pflegeleicht, extrem lebhaft und kräftig und trotz alledem bin ich nicht nur nicht bereit, den Rest meiner Tage seiner Aufzucht zu widmen, ich kann es mir ganz einfach nicht leisten. Vom reduzierten Pensum und dem Mehrausgaben, welche sich diametral entgegenstehen, ganz zu schweigen... GLG und weiter so, Swissmiss
Lorelai hat gesagt…
Mann, wie mich das aufregt wenn sich wieder irgendwelche selbsternannten Supermütter darstellen wollen. Kann mir die Kritiken und ihre Schreiberinnen grad bildlich vorstellen! "Kinder sind das Grösste!" Ja klar, das denken wir doch alle - bis wir sie selbst am Hals haben! Nein, Spass beiseite, ich liebe mein Kind wirklich über alles, ist doch klar. Dennoch kann ich die Liste in allen Punkten unterschreiben. Die Momente, in denen man glückselig seinem Kind nachschaut, sind doch eher selten. Ja, es gibt sie, aber weitaus überwiegen tun doch die anderen, in denen man graue Haare und tiefe Falten kriegt und die Kinder am liebsten auf den Mond schiessen würde. Kommt dann wieder, wenn ihr erwachsen seid, Papa und Mama wollen jetzt mal wieder in Ruhe... reisen, sportlern, essen ... LEBEN!
Und ich finde, wer das ehrlich zugibt, der hat wirklich Kinder. Wer nicht, hat Marionetten, Puppen, Roboter, Aliens, was weiss ich! :D
Anonym hat gesagt…
Ein paar Punkte kann ich für mich bejahen, die meisten eigentlich (bis jetzt) nicht. Am Wichtigsten jedoch finde ich den Nebensatz: "[...] die wir unseren Kindern beim besten Willen nie sagen werden", denn einiges davon kann doch sehr verletztend sein. DEN sollten wir uns alle hinter die Ohren schreiben. Unsere Kinder lieben uns, sie schauen auf zu uns und sie wollen uns gefallen. Deshalb sind wir auch die Personen, die sie ganz schnell - auch mal unbeabsichtigt - ganz fest verletzen können. Das verpflichtet.
Rebecca Hans hat gesagt…
Bloß weil wir Eltern sind, ist doch unser Recht auf die kleinen Geheimnisse nicht erloschen. (Dieser winzige Rest, der von den hart erkämpften, großen Geheimnissen der Pubertät während des Erwachsenwerdens noch übrig blieb.)Und überhaupt: Mama und Papa, die stets ehrlichen, wohlerzogenen, gut funktionierenden, etc. etc. etc. Vorbilder?
Wie furchtbar wäre das für unsere Kinder. Dann hätten sie ja nix, was sie besser machen könnten; z.B. die Gummibärchen ihres Nachwuchses ehrlich im Schrank zu verwahren. Um im Anschluß heimlich das Legoschloss umzubauen...

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Allerwichtigste

    Als ich mir überlegt habe, was ich nach all den Jahren hier mit euch teile, war das erste Thema ziemlich klar: Was ist das Wichtigste für dich als Mutter? In der Schwangerschaft, bei der Geburt, als die Kinder klein waren und heute? War es immer dasselbe? Natürlich sind die Kinder das Wichtigste, die Partnerschaft, eine gewisse Sicherheit, auch finanziell. Aber das meine ich nicht.  Was hat dir das Überleben als Mutter sozusagen gesichert? Wie hast du die langen Tage geschafft, den wenigen Schlaf gemeistert, den Frust, die Sorgen, die Selbstzweifel? Na?  Ich kann ja nicht für alle reden, aber bei mir waren es - abgesehen von meinem Mann - ganz klar: die Frauen in meinem Leben. Meine Freundinnen. Ohne die ich wohl früher oder später wahlweise abgehauen, durchgedreht oder zusammengebrochen wäre. In dieser oder einer anderen Reihenfolge.  Meine Freundinnen sind mein Fels in der Brandung. Mein Punching Bag. Meine Klagemauer. Es sind Mütter von älteren, aber auc...

Die Hormonhölle

  Wer mich bzw. Rabenmutter (Blog und Buch) noch nicht kennt, braucht für diesen Text eine kurze Orientierung: Bei Sassines sind wir 2 Männer (Vater und Sohn, 21) und zwei Frauen (Tochter, bald 17, und ich). Soviel zur Demografie des Hauses. Als mein Sohn in die Pubertät kam, gab es schwierige Zeiten. Wir sind uns sehr ähnlich, will heissen, wir sagen, was ist. Sowohl im Positiven, wie aber auch im Negativen. Wenn uns also etwas nicht passt, meckern wir genauso, wie wir spontan «Ich liebe dich» sagen können. Jedoch gab es Zeiten, da war es kein meckern mehr, vielmehr gingen wir uns regelmässig an die Gurgel mit ausgewachsenen Wutanfällen, die einem Orkan ähnelten. Sowohl in der Kraft, als auch in der Lautstärke. Diese endeten jeweils mit einem Türenschletzen seiner- und einer Putzaktion meinerseits (Ich putze nicht gerne, ausser ich bin wütend. Meine Laune lässt sich also direkt an der Sauberkeit unseres Hauses messen.) Die anderen zwei Sassines, Vater und To...

Wenn nichts mehr geht - knapp am Burnout vorbei

Monatelang stand ich unter Strom. Dann kam der Stromausfall. Wie ich an einem Burnout vorbeirasselte… Das Hirn läuft auf Hochtouren.  Verträge aushandeln . Kuchen backen für diverse Schulevents. Den Grossen zur Töffliprüfung fahren. Hat mein Mann jenen Termin gesehen? Nochmal überprüfen. Die Grossmutter zum Arzt begleiten. Schon wieder ein Mail von diesem Geschäftspartner, dessen niveauloser Ton an Trump erinnert. Und noch ein Problemfall mit Kunden, den wir zwar nicht verschuldet haben, aber ausbaden müssen. So sahen meine letzten Monate aus. Eure vielleicht auch.   Weiterlesen auf Any Working Mom. ( Photo by  Dingzeyu Li  on  Unsplash )