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Es werden Posts vom November, 2009 angezeigt.

Ist Essen der neue Sex?

Elterliche Moralpredigten im Laufe der Geschichte: "Werd ja nicht schwanger!" in den 60ern, "Lass die Finger von Drogen!" in den 70ern und "Achtung, AIDS!" in den 80ern. Und unsere Kids? Besteht die Moralpredigt des zweiten Jahrtausends wirklich aus "Ernähr dich gesund!"? Mir geht das zu weit und Nicole Althaus vom Mamablog des Tages Anzeigers ebenfalls. Ich kann mich noch gut erinnern an meinen ersten Fez in der fünften Klasse. Ein Freund hatte sturmfrei und wir Mädchen und Buben machten Flirtversuche auf dem blauen Ledersofa, torkelten mit Spaghetti im Mund und den allerersten Schmetterlingen im Bauch zu Barbra Streisands «Woman in Love» über den schon arg strapazierten Flokati und losten mit der Flasche aus, wer, wen, wohin küssen musste, durfte. Der Fez war so unbedarft wie unser Musikgeschmack, so unschuldig wie wir selbst. Trotzdem durften zwei meiner Klassenkameradinnen nicht daran teilnehmen und die Mutter meiner besten Freundin nahm un...

Kontrollverlust

Seit uns die Pisa-Studie im Nacken sitzt, werden wir Eltern regelmässig dazu angehalten, unsere Kinder zu "fördern". Beobachtungen am lebenden Objekt. An besagtem Besuchstag wurde wie gesagt viel gebastelt. Schneiden, malen, kleben. Da mir basteln ein Gräuel ist, bin ich sehr froh, diese Art der Kreativität unserem Schulsystem zu überlassen. Also schaue ich gerne zu. Nicht so die meisten anderen Eltern. Während wir vorwiegend auf die Kindergespräche achteten, bei denen es entweder um Fussball, Super-Helden oder Super-Kräfte ging (wie gesagt, es sind fast nur Jungs in der Klasse), waren andere Väter und Mütter mit viel intensiveren Aufgaben beschäftigt. "Schau jetzt, Sandro, da hast du nicht so schön geschnitten. Hör jetzt auf zu schwatzen und konzentrier dich." "Gib dir bitte etwas mehr Mühe, komm ich zeig's dir." So klang es aus fast jeder Ecke. Mein Mann und ich kamen uns schon langsam seltsam vor, weil wir nicht mit unserem Kind am Tisch sassen un...

No show, no fun?

Neues Schuljahr, neuer Besuchstag, neue Erkenntnisse. Bei meinem Sohn war wiedermal Besuchstag angesagt. Ich freue mich immer darauf, zu sehen, was er denn im Kindergarten so macht. Denn, wie wohl die meisten Jungs, schildert er seinen Alltag nur ungern. Also pilgert die gesamte Familie - der Papa nahm sich nämlich extra den Tag frei - in den Kindergarten, um der Show beizuwohnen. Natürlich gehe ich davon aus, dass es nicht ein ganz normaler Tag sein wird, die Lehrerin wird uns wohl demonstrieren wollen, was sie den Kindern in der kurzen Zeit schon beibringen konnte. Falsch. Sie zieht das gewöhnliche Programm durch, dass sie den Rest des Jahres auch hat. Die Kinder kommen morgens an und dürfen erst einmal etwas spielen, jeder für sich oder in Gruppen. Ich warte vergeblich auf den Show-Effekt, denn als sie sich endlich in den Kreis setzen, wird gerade mal ein Lied gesungen und das Wetter besprochen. Danach geht es an die Bastelarbeiten, die sie Tags zuvor angefangen hatten. Ich bin hin...

Willkommen im System

Mit dem Kindergarten kommen unsere Kinder zum ersten Mal in Kontakt mit dem "System". Doch mit den ersten Hausaufgaben kamen bei mir die ersten Tränen. Willkommen im Leben, kleiner Mann. Gestern kam mein Grosser fast platzend vor Stolz mit seinen ersten Hausaufgaben nach hause. Er war so aufgeregt darüber, dass er kaum die Jacke auszog und sich sofort an die Aufgabe in seinem brandneuen Heft machen wollte. Für den z'Vieri hätte er keine Zeit, seine Lehrerin hätte gesagt, er müsse die Uffzgi s o f o r t erledigen. Also verschwand er in sein Zimmer - ich musste sogar die Türe schliessen, er brauche Ruhe - und machte sich mit hängender Zunge und konzentrierter Stirnfalte an die Aufgabe. Er war sooo klein mit seinen grossen Augen, die ganz aufgeregt und stolz schauten. Gleichzeitig war er sooo gross an seinem mittlerweile etwas winzigen Kinderzimmertisch. Mir kamen die Tränen. Jetzt ist er Teil des Systems. Dieses System, das viele von uns schulisch so vergrault hat. Das uns...

Muttertier oder Rassistenschwein?

Wie bereits erwähnt, ziehen wir auf's Land. In unserem Dorf herrscht ein Ausländeranteil von gerade mal 7,5%. Finde ich nicht so toll, ehrlich gesagt. Ich hatte schon mit diversen Personen Diskussionen über den Ausländeranteil in der Schweiz allgemein und in unserem Kreis (Zürich 11, ca. 30%) im speziellen. Jedesmal ärgerte ich mich über die Heuchlerei, wenn es früher oder später hiess: "Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber..." und dann irgendwelche scheinheiligen Erklärungen kamen, die schliesslich immer darauf hinauslaufen, dass pauschalisiert wird. Und das ist Rassismus, das kann man drehen und wenden, wie man es will. Nun geht es mir jedoch manchmal auch nicht anders als Michèle Rothen in ihrer neusten Kolumne " I love Ausländer ". Es gibt Momente, da frage ich mich, wie rassischtisch ich selber bin. Vielleicht muss ich hier noch erwähnen, dass ich selber Ausländerin bin, mit einem halben Ausländer verheiratet und meine Kinder kennen nicht einmal die Hä...