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Wahre Männer sind Feministen



Was können Männer tun, um eine sexistische Kultur zu verändern? Ich hätte da 10 Tipps.

Es wurde viel gesagt über den Weltfrauentag letzten Mittwoch. Oft las man, es gehe um uns Frauen, um unsere Töchter und deren Zukunft. Was natürlich stimmt. Aber sind deshalb nur wir Frauen gefragt, um ein Umdenken herbeizuführen? Natürlich nicht! Umso mehr hat es mich gefreut, letzte Woche in meinem Facebook-Feed viele männliche Freunde und Bekannte zu lesen, die sich genauso für Feminismus einsetzen. Denn dafür muss man ja keine Frau sein, richtig?


Nochmal zur Erinnerung: Feminismus bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass Frauen gleiche Rechte und Pflichten wie Männer haben sollen und entsprechend behandelt werden wollen. Was in der Verfassung bereits vorgesehen ist, in der Praxis aber noch zu oft nicht gelebt wird. Letztes Beispiel nur ein paar Tage nach dem Weltfrauentag: Amal Clooney, brilliante Menschenrechtsanwältin landet in den Medien, nicht etwa, weil sie vor den Vereinten Nationen über Genozid spricht, sondern weil sie ein Babybäuchlein hat und sich Zeitungen ernsthaft fragen, ob High Heels in der Schwangerschaft gesund sein können.
Dass sich Feminismus nicht auf’s Stricken von Pussy-Hats und Demonstrationen beschränkt, ist allen klar. Feminismus beginnt zu Hause, bei sich. Wir Frauen wissen, was es zu tun gibt. Was aber können Männer konkret bewegen, damit unsere Kultur die Gleichberechtigung als gegeben erachtet? In ihrem Umfeld, zu Hause, bei der Arbeit? Ich hätte da schon ein paar Ideen:
1. 50% (oder mehr) des Haushaltes bewältigen.
Immer. Auch die unangenehmen Tasks. So, dass auch eure Kinder merken, dass Putzen, Waschen und Bügeln nichts mit Chromosomen oder Geschlechtsteilen zu tun hat, sondern dass es notwenige Übel sind, welche halt erledigt werden müssen.
2. 50% (oder mehr) der Organisation übernehmen.
Der Haushalt ist nur ein Teil der Dinge, die Frauen tagtäglich für ein funktionierendes Heim übernehmen. Es gibt tausend kleine und grosse Dinge, die ebensowenig vom Geschlecht abhängig sind, wie Wäsche zusammenlegen. Den Arzttermin vereinbaren und mit dem Kind hingehen, das Geschenk für’s Geburtstagskind (oder sonstige Verwandte) besorgen (und sich überlegen, was man schenken könnte). Den Babysitter organisieren, damit der Ausgang zu zweit wiedermal klappt. Und und und.
3. Eingreifen, wenn du Sexismus erkennst.
Wenn Arbeitskollegen sexistisch daherreden, darfst du das ruhig kritisieren und sie auf ihre Beschränktheit aufmerksam machen. Dies gilt auch für den Typen im Bus, der dieser jungen Frau einen dummen Spruch vor die Füsse wirft. Oder der eigenen Mutter, wenn sie kritisiert, die Schwiegertochter sei halt schon nicht so häuslich. Oder an einem Abendessen bei Bekannten nur Frauen die Männer bedienen. Es wird nicht einfach, aber eine Reaktion wird haften bleiben. Vor allem, wenn sie von einem Mann kommt. Auch online übrigens.
4. Sexismus anerkennen.
Oft ist das Erkennen schwierig. Wenn eine Frau dir also sagt, etwas ist sexistisch, spiele es nicht runter, sondern glaube ihr einfach.
5. Müssen wir über sexuelle Einwilligung diskutieren?
Ein nein ist ein nein. Mehr gibt es nicht zu sagen.
6. Kümmere dich (auch) um die Verhütung.
Es braucht immer zwei. Nirgends ist das so wahr wie beim Kinder zeugen oder Geschlechtskrankheiten verbreiten. Also bitte. (Und wenn wir gerade dabei sind: Lass dich gegen HPV (Gebärmutterkrebs) impfen. Nicht weil du eine hast, aber weil du den Krebs bei einer Frau verursachen könntest. Dochdoch.)
7. Ihr habt Kinder? Sei ein Vater!
Solange es keinen Vaterschaftsurlaub gibt, nimm dir Ferien, wenn das Baby kommt. Übernimm Verantwortung in der Erziehung und im Familienalltag. Wenn du viel mehr ausser Haus arbeitest als deine Frau, schau dennoch, dass du die Kinder aufwachsen siehst, mit ihnen spielst, ihnen vorliest, sie badest und all die kleinen Dinge tust, die die Beziehung zu einem Kind aufbauen. Sie ist mindestens so wichtig, wie die Beziehung zu deiner Frau (welche ebenfalls leiden wird, wenn du dich all dem entziehst.)
8. Informiere dich über weibliche Vorbilder!
Seien das Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, CEOs, Filmregisseurinnen etc. Nimm sie wahr und somit die Tatsache, dass nicht nur die berühmten und viel zitierten Männer diese Welt ausmachen!
9. Anerkenne, was Frauen in deinem Leben alles bewerkstelligen.
Deine Mutter, deine Frau, deine Tochter. Und diskutiere es mit den Männern in deinem Leben.
10. Sag offen, dass du ein Feminist bist.
Nicht nur wirst du das Thema am Laufen halten, du wirst andere Männer darin bestärken, ihren (teils noch diskreten) Feminismus auszusprechen. Und vielleicht überzeugst du sogar den einen oder anderen Sexist, dass er falsch liegt. Du wirst nie männlicher rüberkommen als jetzt!
Feminismus ist ein F-Wort, dass auch Männer immer öfter gebrauchen. Denn wie schon Simone de Beauvoir richtig bemerkte: «Niemand ist Frauen gegenüber aggressiver oder herablassender als ein Mann, der sich seiner Männlichkeit nicht ganz sicher ist.»
Dieser Text erschien am 15. März 2017 erstmals auf wireltern.ch 

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