Weniger Putzen, besserer Sex

Weshalb ein Paar heute mindestens zwei Wohnungen braucht. Insbesondere dann, wenn die Frau nicht auf den Kopf gefallen ist.

Laut Bundesamt für Statistik hat sich die Quote der Einpersonenhaushalte in den letzten siebzig Jahren vervierfacht. Schaut man sich die Single- und Scheidungs-Statistik an, könnte man tatsächlich annehmen, es handle sich dabei um alleinstehende Frauen und Männer. Doch dieser Schluss wäre zu einfach. «Wir betrachten hier nicht das Phänomen einer wachsenden Singlegesellschaft, sondern das einer mobileren und flexibleren Gesellschaft mit starker Tendenz hin zur Individualisierung» meint Dr. Wiebke Neberich gegenüber der Partnervermittlung eDarling, die der Sache nachging.  Es sei nicht mehr so unorthodox, dass sich Paare in einer funktionierenden Beziehung entschieden, getrennt zu leben. Moderne Kommunikationsmethoden und eine zunehmend tolerante Gesellschaft schafften bessere Bedingungen für unkonventionelle Beziehungsformen. Auch solche auf Distanz.

Für Indivudalisten
Dieses sogenannte «LAT» - Living Apart Together – ist nicht wirklich neu. Der Begriff wurde vom holländischen Journalisten Michel Berkiel bereits 1978 geprägt. Damals war die Beziehung von Woody Allen zu Mia Farrow im Gespräch, die einander 13 Jahre lang gegenüber wohnten – mit dem New Yorker Central Park dazwischen. Diese räumliche Distanz sollen sie gelegentlich sogar mit einem Fernglas überbrückt haben. Dennoch war sich Allen damals sicher: «Dass es in unserer Beziehung immer noch eine gewisse Spannung gibt, verdanken wir dem Umstand, dass wir nicht zusammen wohnen und jeder sein eigenes Leben führt». Doch braucht es dazu neuerdings separate Häuser?
Vielleicht. Prominente LAT-Beziehungen gab es allerdings schon in den konservativen Fünfzigern: Die Vorreiter in Sachen Neuverteilung der Rollen von Mann und Frau – der französische Philosoph Jean-Paul Sartre und seine langjährige Lebensgefährtin und Feministin Simone de Beauvoir lebten damals in Paris das New Yorker Modell von Allen und Farrow vor. Sartre zog erst zu ihr, als er schwer krank und pflegebedürftig wurde.

Das zurzeit bekannteste LAT-Paar sind wohl der Kult-Regisseur Tim Burton und Schauspielerin Helena Bonham Carter, die mit ihren drei Kindern in drei Londoner Häusern wohnen. Drei Küchen, drei Wohnzimmer, ein Hauseingang.

Tendenz steigend
Grossbritannien übernimmt ohnehin seit ein paar Jahren die Führung im «Living Apart Together». Eine Studie der Universität Leeds stellte bereits 2007 fest, dass sich eines von 20 britischen Paaren  für getrennte Wohnungen entschied, darunter übrigens auch der Londoner Bürgermeister Boris Johnson und seine Frau Marina. Doch auch in anderen Ländern lebt man gerne einig getrennt: 14 Prozent der Schweden und 8 Prozent der Kanadier fallen ebenfalls in die Kategorie der LATs. In Deutschland, wo die meisten sozialwissenschaftlichen Studien – wie auch in der Schweiz – lediglich Partnerschaften im selben Haushalt untersuchen, hat sich der Berliner Psychologe der Berliner Humboldt-Universität Jens Asendorpf mit dem Thema beschäftigt. Interessant bei seiner Untersuchung war das Alter der getrennt Lebenden. Die meisten waren nämlich über 40. Denn während jüngere offenbar immer noch das traditionelle Beziehungsmodell vorziehen, geben ältere – und somit erfahrene – Menschen ihrer persönlichen Freiheit mehr Priorität als räumlicher Zweisamkeit.

Wem schon der Trend zu getrennten Schlafzimmern zu weit geht, wird sich jetzt fragen, warum ein Paar, dessen Beziehung gut funktioniert, zwei Wohnungen braucht? Das kann gemäss den Untersuchungen vielerlei Gründe haben: So stehen negative Erfahrungen mit dem Zusammenleben zuoberst auf der Rangliste, handelt es sich bei vielen dieser Paare doch selten um die erste Beziehung. Auch die Angst vor Monotonie im Alltag und sozialer Kontrolle sind Faktoren, die für ein getrenntes Zusammenleben sprechen.

Weniger Putzen, besserer Sex
Und die Genderfrage? Männer sind schliesslich dafür bekannt, nicht gerne alleine zu leben. Diesbezüglich kamen zwei deutsche Studien zum selben Schluss: Es sind tatsächlich die Frauen, die das getrennt leben bevorzugen. Sie sind in LAT-Beziehungen glücklicher als Frauen in klassischen Haushalten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: In der eigenen Wohnung liegen nur die die eigenen Socken rum, ist nur der eigene Abwasch nicht erledigt. In den meisten Partnerschaften bleibt der Haushalt an den Frauen hängen, ganz zu schweigen von der Kinderbetreuung- und erziehung. Ein gutes Einkommen garantiert einer Frau heute eine Selbständigkeit, die sie so schnell nicht mehr aufgeben möchte. Seltenere Streitereien sind nur ein weiterer Pluspunkt im Plädoyer für das LAT.

Nicht zuletzt haben getrennt wohnende Paare den Untersuchungen zufolge zwar nicht den häufigeren, aber den besseren Sex. Dass dieser jedoch nicht von einer definitiven Trennung abhält, ist auch hiermit wieder einmal bewiesen: LAT-Beziehungen sind der Berliner Untersuchung zufolge im Schnitt nämlich instabiler, die Hälfte von ihnen zerbricht innerhalb von sechs Jahren. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre waren 50 Jahre ein Paar. Wenn auch ein unkonventionelles.

 

Kommentare

Jasmin hat gesagt…
Mein Kollege und ich haben auch getrennte Wohnungen.Unser Sex ist super.Keine Verpflichtungen.Wir sind beide sterilisiert.Keine Verkehrsunfälle möglich.Wir geniesen unsere Freiheiten.Ferien,Kino,Sex etc.Getrennte Wohnungen sind die perfekte Art das Leben zu geniesen!

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