Von Männern und Memmen

In letzter Zeit häufen sich in meinem Umfeld „Klagen“ über Männer, Ehemänner und Väter. Wenn ich den diversen Aussagen Glauben schenken soll – und das tu ich – verweigern immer mehr Männer die Mithilfe im Haushalt und mit den Kindern. Was ist mit den Männern los?


Immer wieder lesen wir über Studien, die belegen wollen, dass Männer immer noch an alten Rollenverteilungen festhalten. Papa verdient das Geld, Mama kümmert sich um Kinder und Haushalt. Ehrlich gesagt, dachte ich immer, es müsse sich bei diesen Herren doch bestimmt um Männer der Generation meines Vaters halten. Damals war einfach klar, er macht Karriere, sie macht die Küche. Für meine Eltern stimmte dieses Rollenbild bis ins kleinste Detail. Meinem Vater wäre es nie in den Sinn gekommen, den Termin beim Kinderarzt zu organisieren, genausowenig wie meiner Mutter, das Auto zu waschen. In ihrer Rolle waren sie zufrieden, sie hatten das für sich so ausgehandelt. Das verhinderte jedoch keineswegs, dass mein Papa ab und zu ein Rührei brutzelte und die Waschmaschine laufen liess. Meine Mutter wäre dennoch interessanterweise nie auf die Idee gekommen, eine Glühbirne zu wechseln.

Trotzdem haben sie es geschafft, mir eine andere Vision der Partnerschaft zu vermitteln. Ich wurde dazu erzogen, meine Partner gleichberechtigt zu behandeln. Und behandelt werden zu wollen. Vielleicht habe ich auch deshalb nie das Bedürfnis gehabt, kochen zu können oder gar nähen und bügeln. Ich wusste immer, dass der Mann, der mit mit sein Leben teilen will, das selber auch ein bisschen können muss, so dass man sich die Aufgaben teilen kann.

Ich habe diesen einen gefunden. Die meisten Frauen meiner Generation jedoch offensichtlich nicht. Gemäss Bundesamt für Statistik sind für 71,4% der täglich anfallenden Arbeiten immer noch die Frauen verantwortlich. Männer übernehmen gerade mal 3,4%(!) des Haushaltes. Gemeinsam in Angriff genommen werden 22,1%. Das sind dann wohl die Fälle, bei denen Mama sagt, Papa soll doch bitte endlich den Müll rausbringen und das Altpapier bündeln.

Wie gesagt, sehe ich in meinem engen Umfeld diese Statistik als bewahrheitet. 4 klassische Fälle:

Die Memme
Der Zügeltermin steht bevor, der Inhalt des Kellers muss zum grössten Teil entsorgt werden. SIE packt schon die ganze Woche den gesamten Kram in Kisten, stillt und wickelt ihren Neugeborenen zwischendurch und entsorgt auch den meisten Müll. Was soviel heisst wie einmal täglich Auto füllen, in die Kehrichtsverbrennungsanlage rasen, Auto leeren, nach Hause und weitermachen. Am Wochenende meint ER, sie solle doch bitte mitkommen, um das letzte kleine Gestell zu entsorgen. Wieso kann SIE es alleine, er braucht aber ihre Hilfe?

Der Faule
Das Haus muss neu gestrichen werden. Das Cheminéeholz, das an der Hauswand steht, muss weggeräumt werden. Wer hat’s erledigt? SIE natürlich! Und er merkt’s nicht einmal!
Der Untaugliche
SIE verbringt den Abend ausser Haus. Hat aber vorher natürlich noch für Mann und Kinder gekocht. Als sie nach Hause kommt, ist die Küche ein Chaos, sie wird sie am nächsten Tag wie immer alleine aufräumen. Hat ER sich vielleicht die Arme gebrochen oder liegt er im Koma? Nein, er schläft selig, schliesslich muss er morgen früh raus und „richtig“ arbeiten gehen.

Der Abwesende
Meiner Meinung nach der traurigste Fall. Der Sohn fällt in der Schule auf, weil er nicht stillsitzen kann (früher wäre das einfach der Klassenclown gewesen, heute ist er verhaltensauffällig, aber dazu ein andermal) und die Lehrerin suggeriert Ritalin. SIE will ihrem Sohn keine Medikamente geben, ER ist einverstanden. Hätte Sie sich jedoch dafür entschieden, wäre ER genauso einverstanden gewesen. Denn er übernimmt keine Verantwortung. Nie.

Es geht mir nicht darum, Männer allgemein zu diskreditieren. Jedes Paar soll seine Hausarbeit und die Kinder so handhaben, wie sie es für richtig halten. Diese Beispiele habe ich jedoch nicht erfunden, diese Frauen nervt das Verhalten ihrer Männer. Also stimmt es offensichtlich nicht für beide.

Wie gesagt, der Vater meiner Kinder denkt mit und packt zu, wo immer nötig. Darum geht es mir. Wieso müssen wir für erwachsene Männer mitdenken? Brauchen wir ein weiteres, grosses, Kind im Haus? Kann ich es ernst nehmen, wenn ich meinem Partner immer sagen muss, wenn er dem kleinen den Po putzen soll oder dass die dreckigen Socken in den Wäschekorb gehören?

Oder ist das vielleicht das Resultat übertriebener Emanzipation durch violettgekleidete Kampflesben, die den Männern die Lust, modern zu agieren, vollkommen genommen haben?

Unserer Generation hat die Emanzipation einiges gebracht, ohne Zweifel. Jedoch gehören wir Frauen heute offenbar zu den "Alleskönnerinnen". Wir schmeissen nicht nur den Haushalt, wir kümmern uns auch um die Kinder, das Auto, den Job und nicht zuletzt um unsere Männer. Es hat keine neue Rollenverteilung stattgefunden, vielmehr übernehmen viele Frauen heute beide Rollen! Und sind dabei erst noch unglücklich, siehe "Erfolgreich, aber unglücklich".

Eine letzte Frage: Würde sich euer Liebster hier wiedererkennen? Schickt ihm den Post, vielleicht hilft’s! Zumindest wird ihm der Clip (auf Bild klicken) gefallen, wetten?

Kommentare

Tina hat gesagt…
Läck mer am Tschoope! Leider, leider musste ich diese Erfahrung selber machen. Habe das Exemplar jedoch "entsorgt" sozusagen. Deinen Kolleginnen wünsche ich viele Nerven und hoffe, dies sind die einzigen Haken an ihren Männern...
Papa hat gesagt…
Aua...
Aber ja, es gibt sie tatsächlich noch. Was mir allerdings schon auch auffällt: Während viele Papas den Schritt zum Mitbetreuer der Kinder gemacht hat, zieren sich zahlreiche Mamas nach wie vor vor den typisch "väterlichen" Arbeiten. Das Wechseln einer Glühbirne ist ein gutes Beispiel.

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