Die Treue-Pille
Eine Pille, die die Libido steigert und Frauen dennoch daran hindern soll, fremd zu gehen? Das soll es schon bald geben.
Männer gehen fremd. Das war schon immer so und
eine Änderung ist nicht ins Sicht. Dennoch hat nie ein Pharmaunternehmen
je erwogen, eine Pille dagegen herzustellen. Vielmehr erfand man in
einigen Fällen ein neues Wort dafür: sexsüchtig. Doch seit in den
letzten Jahren die – für manche erstaunliche – Erkenntnis entstand,
Frauen seien ebenso untreu wie ihre Partner, herrscht allgemeine
Besorgnis. Was, wenn nicht nur Männer ihre genialen Gene verbreiten
wollen, sondern auch ihre Ehefrauen auf den sexy Gärtner schielen? Die
Monogamie ist in Gefahr!
Eine Lösung scheint in Sichtweite zu rücken: Die erste weibliche Libido-Pille wird – wenn alles gut geht – in drei Jahren auf den Markt kommen; auch die hiesigen Medien berichteten. Anders als das bekannte und erprobte Viagra wird «Lybrido», wie die Pille heissen wird, nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch wirken. Schliesslich ist allgemein bekannt, dass Frauen Sex auch im Kopf haben und nicht nur in den Lenden. Kurz: Das Mittel wird die Produktion von impulsivem, lustvollem Dopamin anregen und das beruhigende, manchmal gar hemmende Serotonin unterdrücken. Also kein Vergleich zu «Viagra», das bei Männern lediglich «die Mechanik ankurbelt, um gleichzeitig Nerven und Gefühle anzuregen», wie Daniel Bergner in einem Artikel in der «New York Times» erklärt (übrigens wird von Bergner in einem Monat ein neues Buch erscheinen mit dem Titel «What Do Women Want? Adventures in the Science of Female Desire»). Männer wollen schliesslich immer.
Rettet die Monogamie
Bei den Frauen ist es allerdings ein wenig differenzierter. Frauen wollen einen neuen Mann. Ob mit oder ohne Pillen, ein neuer Partner birgt für Frauen automatisch auch neues Lustpotenzial. Dies wissen die Wissenschaftler aus älteren Studien aus Holland und Kanada, bei denen Teilnehmerinnen wenig Interesse an Wiederholungen von pornografischen Sequenzen zeigten. Kaum sahen sie jedoch eine Sex-Szene zum ersten Mal, stieg die Erregung sichtlich.
Ausserdem war das Interesse an Sex mit Unbekannten markant grösser als an Sex mit Freunden. Ein weiterer Hinweis auf die Fremdgeh-Neigung von Frauen zeigte sich auch in einer deutschen Langzeitstudie: Da fiel der Grad an sexuellem Verlangen bei Frauen in einer Beziehung schneller steil ab als bei Männern. Bei allein Lebenden hingegen, die nicht mit ihrem festen Freund wohnten, blieb der Sex-Drive mehr oder weniger konstant. Worauf die Wissenschaftler schlossen: Das Problem der Unlust ist die Monogamie selber. Frauen haben keine Libido-Probleme, ihr ewig gleicher Partner ist das Problem. In der «Times» fragt sich deshalb auch Lori Brotto von der University of British Colombia, die diverse Studien mit Patienten, deren Libido zu wünschen übrig liess, durchgeführt hat, ob ein Syndrom wie das HSDD (Hypoactive Sexual Desire Desorder) weniger mit der Lust als vielmehr mit Langeweile zu tun hat.
Lust und Langeweile
Angela Dellatorre, Sexualtherapeutin in Zürich und seit acht Jahren verheiratet, stellt ebenfalls fest: «Langeweile würde ich es nicht nennen, es sind vielmehr das Gewohnte und Altbekannte, eine geringe Risikobereitschaft und Hemmungen, die die Libido eines Paares dämpfen.» Was natürlich erklären würde, wieso Frauen ihre Lust erst beim Fremdgehen wiederentdecken.
Fragt man Frauen in langjährigen Beziehungen, ob sie immer noch Lust auf ihren Partner haben, kommt nicht selten ein achselzuckendes «nicht mehr so wie früher», dicht gefolgt von «seit die Kinder da sind, sowieso nicht mehr...» Doch letztere haben – so alle genannten Studien – mit dem Sex-Drive langfristig rein gar nichts zu tun.
«Das Problem ist vielmehr, dass Paare ihr Sexleben aus Liebe zueinander auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen. Fantasien, Berührungen, die dem anderen nicht 100 Prozent gefallen, werden nicht mehr gewagt. Und das wird mit der Zeit eben langweilig. Eine Pille kann helfen, aber langfristig braucht es eine eigene sexuelle Kultur des Paares», ist Angela Della Torre überzeugt. Die Missionarsstellung hat langfristig eine Wirkung von Valium. Nicht von Viagra.
Staatliche Angst vor Nymphomaninnen
Ist diese Lustpille nun die Lösung, damit Frauen schön da bleiben, wo sie hingehören? Nämlich zu Mann, Kind und Heim? Die Frage ist berechtigt, wie Daniel Bergner dem erwähnten Artikel schreibt. So habe mehr als ein Pharmaunternehmen in der Vergangenheit von der amerikanischen «Food and Drug Administration» (FDA) hören müssen, sobald die Rede von «Viagra für die Frau» war, man wolle keinesfalls, «dass Frauen plötzlich zu Exzessen getrieben werden, untreu werden und die Gesellschaft spalten».
Sexuell aggressive Frauen machen Angst. Aber eine Pille, die Ehefrauen daran hindern würde, den Pool-Boy zu vernaschen, hat tasächlich gute Chancen, den Markt zu erobern.
Eine Lösung scheint in Sichtweite zu rücken: Die erste weibliche Libido-Pille wird – wenn alles gut geht – in drei Jahren auf den Markt kommen; auch die hiesigen Medien berichteten. Anders als das bekannte und erprobte Viagra wird «Lybrido», wie die Pille heissen wird, nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch wirken. Schliesslich ist allgemein bekannt, dass Frauen Sex auch im Kopf haben und nicht nur in den Lenden. Kurz: Das Mittel wird die Produktion von impulsivem, lustvollem Dopamin anregen und das beruhigende, manchmal gar hemmende Serotonin unterdrücken. Also kein Vergleich zu «Viagra», das bei Männern lediglich «die Mechanik ankurbelt, um gleichzeitig Nerven und Gefühle anzuregen», wie Daniel Bergner in einem Artikel in der «New York Times» erklärt (übrigens wird von Bergner in einem Monat ein neues Buch erscheinen mit dem Titel «What Do Women Want? Adventures in the Science of Female Desire»). Männer wollen schliesslich immer.
Rettet die Monogamie
Bei den Frauen ist es allerdings ein wenig differenzierter. Frauen wollen einen neuen Mann. Ob mit oder ohne Pillen, ein neuer Partner birgt für Frauen automatisch auch neues Lustpotenzial. Dies wissen die Wissenschaftler aus älteren Studien aus Holland und Kanada, bei denen Teilnehmerinnen wenig Interesse an Wiederholungen von pornografischen Sequenzen zeigten. Kaum sahen sie jedoch eine Sex-Szene zum ersten Mal, stieg die Erregung sichtlich.
Ausserdem war das Interesse an Sex mit Unbekannten markant grösser als an Sex mit Freunden. Ein weiterer Hinweis auf die Fremdgeh-Neigung von Frauen zeigte sich auch in einer deutschen Langzeitstudie: Da fiel der Grad an sexuellem Verlangen bei Frauen in einer Beziehung schneller steil ab als bei Männern. Bei allein Lebenden hingegen, die nicht mit ihrem festen Freund wohnten, blieb der Sex-Drive mehr oder weniger konstant. Worauf die Wissenschaftler schlossen: Das Problem der Unlust ist die Monogamie selber. Frauen haben keine Libido-Probleme, ihr ewig gleicher Partner ist das Problem. In der «Times» fragt sich deshalb auch Lori Brotto von der University of British Colombia, die diverse Studien mit Patienten, deren Libido zu wünschen übrig liess, durchgeführt hat, ob ein Syndrom wie das HSDD (Hypoactive Sexual Desire Desorder) weniger mit der Lust als vielmehr mit Langeweile zu tun hat.
Lust und Langeweile
Angela Dellatorre, Sexualtherapeutin in Zürich und seit acht Jahren verheiratet, stellt ebenfalls fest: «Langeweile würde ich es nicht nennen, es sind vielmehr das Gewohnte und Altbekannte, eine geringe Risikobereitschaft und Hemmungen, die die Libido eines Paares dämpfen.» Was natürlich erklären würde, wieso Frauen ihre Lust erst beim Fremdgehen wiederentdecken.
Fragt man Frauen in langjährigen Beziehungen, ob sie immer noch Lust auf ihren Partner haben, kommt nicht selten ein achselzuckendes «nicht mehr so wie früher», dicht gefolgt von «seit die Kinder da sind, sowieso nicht mehr...» Doch letztere haben – so alle genannten Studien – mit dem Sex-Drive langfristig rein gar nichts zu tun.
«Das Problem ist vielmehr, dass Paare ihr Sexleben aus Liebe zueinander auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen. Fantasien, Berührungen, die dem anderen nicht 100 Prozent gefallen, werden nicht mehr gewagt. Und das wird mit der Zeit eben langweilig. Eine Pille kann helfen, aber langfristig braucht es eine eigene sexuelle Kultur des Paares», ist Angela Della Torre überzeugt. Die Missionarsstellung hat langfristig eine Wirkung von Valium. Nicht von Viagra.
Staatliche Angst vor Nymphomaninnen
Ist diese Lustpille nun die Lösung, damit Frauen schön da bleiben, wo sie hingehören? Nämlich zu Mann, Kind und Heim? Die Frage ist berechtigt, wie Daniel Bergner dem erwähnten Artikel schreibt. So habe mehr als ein Pharmaunternehmen in der Vergangenheit von der amerikanischen «Food and Drug Administration» (FDA) hören müssen, sobald die Rede von «Viagra für die Frau» war, man wolle keinesfalls, «dass Frauen plötzlich zu Exzessen getrieben werden, untreu werden und die Gesellschaft spalten».
Sexuell aggressive Frauen machen Angst. Aber eine Pille, die Ehefrauen daran hindern würde, den Pool-Boy zu vernaschen, hat tasächlich gute Chancen, den Markt zu erobern.
- «New York Times»-Artikel von Daniel Bergner
- Website von Dr. Lori Brotto
- Website von Angela Dellatorre
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