Was wiedermal gesagt werden musste


Dass es offenbar rockt, Vater zu sein. Ob Teilzeit, Vollzeit oder Wochenend-Papi: Der Hausmann bringt es diese Woche wiedermal auf den Punkt und lässt sich kein Problem einreden.

Text: Bänz Friedli fürs Migros Magazin
Machen wir es doch nicht komplizierter, als es ist: Vater zu sein, ist das Grösste. Mir können all die Ratgeberbücher gestohlen bleiben, die uns Männern derzeit einen Rollenkonflikt weismachen wollen. Es sei, ach, so schwierig, im Beruf seinen Mann zu stehen, daheim Windeln zu wechseln und dennoch ein ganzer Kerl zu bleiben, liest man. Und zu allem sollte man der Partnerin noch a) verständnisvoller Zuhörer, b) echte Stütze im Haushalt und c) wildromantischer Liebhaber zugleich sein. Reihenweise bedauern die dergestalt herausgeforderten «neuen Männer» sich selbst. Und in Zürich gibts für uns angeblich so arme Kerle neu gar offiziell einen Männerbeauftragten: 39-jährig, gut aussehend, kinderlos.

Unsinn! Ich lasse mir kein Problem einreden. Vater sein ist wunderbar. Es ist beglückend, lehrreich, bereichernd und ganz einfach: schön. Zudem sind Männer ja gerne taff. Da werden sie doch nicht bei der ersten sich anbahnenden Mehrfachbelastung einknicken? Und wenn es diese Belastung und die vielen Ansprüche, denen es gerecht zu werden gilt, denn tatsächlich gibt — Frauen kennen das seit Jahrzehnten, und man hat sie nie jammern gehört. (Hätte nämlich eine Mutter, die gleichzeitig berufstätig sein wollte, jemals lamentiert, welch schwieriger Spagat dies sei, hätte sie wahlweise «Rabenmutter!» zu hören bekommen oder «Dann bleib doch daheim bei deinem Goof!».)

Es gibt kein Rezept für das «richtige» Familienmodell, und an mir ist es nicht, irgendjemandem Vorschriften zu machen. Ausserdem macht das Modell allein noch nicht den guten Vater. Manch einer arbeitet im Job zu 100 Prozent und ist dennoch ein überaus engagierter Vater, andere nehmen zwar eigens drei Nachmittage pro Woche frei, stossen dann aber nur ostentativ den schicken Kinderwagen durchs Quartier und haben, wenn die Partnerin geschafft von der Arbeit heimkommt, weder eingekauft, geschweige denn gekocht. Und jedes zweite Mal bringen sie die Kinder zur Schwiegermutter und fahren dann «ausnahmsweise» ins Büro … Väter müssen lernen, keine besonderen, sondern ganz gewöhnliche Väter zu sein. Man kennt ja den Typus «Hier kocht der Chef!», der sich alle paar Wochen mal die entsprechende Schürze umbindet und dann ein exquisites Viergangmenü zubereitet — aber Rührei oder Restenauflauf für die Kleinen hat «Superman» noch nie gemacht. Und fragt man ihn nach der aktuellen Schuhgrösse seiner Kinder, sagt er: «Dings, ööhm …»

Jetzt mal abgesehen davon, dass ich ganz viele tolle Väter kenne: Es ist endlich an der Zeit, nicht von einem Verzicht zu reden — auf Karriere, Lohn, Prestige und was weiss ich —, wenn ein Mann sich entschliesst, ganz oder teilweise daheim zu bleiben, sondern von einem bewussten Entscheid für etwas: dafür, die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen, sie im Alltag zu erleben. Etwas anderes als Alltag kennen die Kinder nämlich nicht. Als Vater lernt man, das Bezaubernde im scheinbar Nebensächlichen zu finden: die Intensität des Alltags zu geniessen. Unser Hans zum Beispiel konnte früher tagelang am Boden knien und legölen. Ich hatte nichts weiter zu tun, als daneben zu sitzen und manchmal nach einem vermissten Lego-Stein zu fahnden. Es war wunderschön.

Die Schuhgrösse unserer Kinder? Uii! Jetzt überrumpeln Sie mich. Muss ich nachschauen gehen. 

Bänz Friedli live: 4. 7. Dübendorf ZH, 5. 7. Schönenwerd AG, 6. 7. Rüeggisberg BE.

Bänz Friedli (47) lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Zürich.

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