A...loch sagt man nicht!
Ist es wirklich so schlimm, wenn Kinder fluchen?
«Geil», «Scheisse», «Gopfertelli» und natürlich
das unumgängliche «A...loch»: Welches davon hat Ihr schulpflichtiges
Kind noch nie in den Mund genommen? Ehrlich, jetzt!
Ich vermute mal, dass auch Ihre Kinder – und nicht
nur meine – manchmal fluchen. Die Wortwahl hängt vielleicht vom Wohnort
ab, die Tatsache, dass Kinder ab und zu fluchen, jedoch kaum. Natürlich
hat man sich vorgenommen, weniger «wüst» zu reden, kaum waren die
Kinder da. Doch anfangs verstehen sie ja sowieso noch nichts, oder? Und
plötzlich hört man, wie die kleine, süsse, unschuldige Dreijährige zu
ihrem Bruder sagt: «Der Kevin ist so ein A...loch!» Hoppla! Der Schock
sitzt tief, das Schmunzeln bleibt einem spätestens dann im Hals stecken,
wenn man sich überlegt, dass sie so etwas in der Krippe wiederholen
könnte. Vor Zeugen!
Selber bin ich leider ein relativ schlechtes Vorbild
in Sachen Fluchen. Wenn mir etwas runterfällt oder ich wirklich
unglaublich sauer auf jemanden bin, kann es schon mal vorkommen, dass
ich mit ungefilterten Kraftausdrücken um mich werfe. Und natürlich finde
ich es nicht so toll, wenn ich meine Kinder draussen streiten höre und
sie tun es mir nach. Also mussten Regeln her: Mit Erwachsenen und in der
Schule wird nicht geflucht, was ihr Kinder euch untereinander sagt,
müsst ihr selber wissen. Denn wer andere beleidigt, kriegt meist schnell
zu spüren, dass das nicht willkommen ist. Selbstregulierende Schimpfwort-Erziehung, sozusagen.
Leider klappt das so nicht ganz: «In der Schule»
heisst für die meisten Kindern nämlich nicht «auf dem Pausenplatz». Was
zur Folge hat, dass gewisse Kinder beim Fussballspielen fluchen. Was
wiederum zur Folge hat, dass andere Kinder das den Lehrern und – noch
schlimmer – ihren Eltern erzählen. Worauf diese Eltern die Schule
anriefen, um sich über besagte Kinder zu beklagen. Was wiederum ein
schlechtes Licht auf uns wirft...
Aber kann man einem Kind das Fluchen vollkommen verbieten? Nein, sagt auch Roland
Ris, Berner Sprachforscher im Ruhestand und Malediktologe (Die
Wissenschaft des Fluchens. Doch das gibt es wirklich!) der ersten
Stunde. Fluchen sei nämlich situationsbedingt, meinte er in einem Beobachter-Artikel
zum Thema. Kinder «sollen dann eine eigene Sensibilität dafür
entwickeln, dass jede Gesprächssituation eine spezifische und adäquate
Ausdrucksweise verlangt.» Also doch: Mit den Freunden anders als mit
uns.
Aber auch zu Hause muss man fluchen dürfen,
spätestens, wenn man den kleinen Zeh mit voller Wucht versehentlich
gegen den Türrahmen gerammt hat. Das tut nämlich verdammt weh, gopfetelli
nomal!
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